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Atomausstieg – was heisst “sicher”?

Am 27. No­vem­ber stim­men wir über die Atomaus­stieg­s­i­ni­​tia­tive und den in­di­rek­ten Ge­gen­vor­schlag des Bun­des­ra­tes ab. Die In­itia­tive will die Kern­kraft­werke nach ma­xi­mal 45 Jah­ren end­gül­tig aus­ser Be­trieb neh­men, während der Bun­des­rat sie wei­ter­be­trei­ben will, „­so­lange sie si­cher sin­d“. In der Aus­ser­be­trieb­nah­​me-­Ver­ord­nung des UVEK (Eid­genös­si­sches De­par­te­ment für Um­welt, Ver­kehr, Ener­gie und Kom­mu­ni­ka­tion) gibt es ein kla­res Ent­schei­dungs­kri­t​e­ri­um, was „­si­cher“ heisst. Ein Re­ak­tor ist nicht mehr si­cher, wenn die so­ge­nannte jus­tierte Spröd­bruch-Re­fe­ren​z­tem­pe­ra­tur 93° C oder mehr er­reicht (Ab­schalt­kri­te­ri­​um). Die­ser Wert steigt mit zu­neh­men­der Be­triebs­dauer und damit das Ri­siko von spon­ta­nen Brüchen, Riss­bil­dung bei einer Not­küh­lung oder dem Start eines (kal­ten) Re­ak­tors, was zum Aus­tritt von Ra­dio­ak­ti­vität führen kann.

Die wachsende Versprödung des Reaktordruckbehälters​ wurde bisher alle 10 Jahre mit Materialproben, die an dessen Wand hängen und der gleichen Strahlung ausgesetzt sind, überprüft. Bei Beznau I, dem mit 47 Jahren ältesten KKW der Welt, ist die Referenztemperatur mit 90° bereits sehr nahe am Abschaltkriterium. Seit März 2015 ist er ausser Betrieb, weil man etwa 1000 Schwachstellen entdeckt hat.

Inzwischen wurde eine neue, grosszügigere Ermittlungsmethode eingeführt, die wieder einen grösseren Abstand zum Abschaltkriterium anzeigt. Diese Methode wird auch von anderen Ländern angewendet, die allerdings ihre Reaktoren im Schnitt nach 25-30 Jahren abschalten. Unsere KKW gehören mit 32-47 Jahren zur ersten Generation und zu den ältesten weltweit und entsprechen nicht mehr dem heutigen technischen Sicherheitsstandard. In Deutschland wurden alle Reaktoren der ersten Generation bereits endgültig abgeschaltet.

Für den Stimmbürger stellt sich die Frage, wieviel Wert uns unsere Sicherheit ist und ob mit einem planbaren Ausstieg eine Stromlücke eher vermieden werden kann, weil Investitionen (in Alternativenergien) normalerweise erst getätigt werden, wenn die zukünftige Entwicklung absehbar und berechenbar ist.

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
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Comments to: Atomausstieg – was heisst “sicher”?
  • November 3, 2016

    Richtig, abstellen und neue, moderne AKW bauen.
    Parallel dazu aufhören mit Strom aus fossilem Brennmaterial.

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    • Juli 19, 2021

      VOR Fukushima waren die Chancen für neue AKW 50:50. Jetzt sind sie nicht realistisch. Und dass die uralten nicht so sicher sind, wie von der politischen Mehrheit gerne behauptet, hat Herr Aebersold oben schön ausgeführt. Das Vernünftigste ist ein geordneter Ausstieg wie von der Initiative gefordert. Anstatt AKWs zu subventionieren (ohne Staatssubventionen werden die nicht gebaut) sollte in die Energie der Zukunft investiert werden.

      PS: auf der KEV-Warteliste sind genug Projekte, um die drei ltesten AKWs zu ersetzen.

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    • Juli 19, 2021

      In die Energie der Zukunft investieren, dagegen kann niemand sein.
      Aber mit Projekten allein produzieren Sie keinen Strom, Herr Pfister.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Selk, sollen wir das bürgerliche Motto bevorzugen? “Den Gewinn in die Taschen, die Kosten übernimmt das Volk. Siehe Endlagerung…….

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    • Juli 19, 2021

      In wessen Taschen sehen Sie die Gewinne?
      Ueberhaupt,​ von was für Gewinne sprechen Sie, Herr Barner?

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    • Juli 19, 2021

      Na schauen Sie nur mal, wer sich via Verwaltungsratsmandat​en die Taschen füllt!

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    • Juli 19, 2021

      Ja, und wer ist das, Herr Barner? Wer füllt sich die Taschen an den AKWs?

      Wie so erwähnen Sie ständig ein Kommunistenbashing?
      ​Was haben Sie für ein linksrechts Problem?
      Wie schon anderswo, wiederhole ich:
      Ich habe noch nie etwas Vernünftiges von Ihnen gelesen.

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    • Juli 19, 2021
    • Juli 19, 2021

      Herr Barner
      Obschon ich sehr gut lesen kann, und sogar begreife, was ich lese, ich weiss nicht, was ich machen soll mit den beiden Links. Ich finde zwar Personen, aber keine Löhne, die jene verdienen. Können Sie mir weiter helfen? Oder ist das wieder alles nur Schall und Rauch wie üblich, wenn Sie Kommentare schreiben? Ich begreife einfach Ihre doofen Kommunikationsformen nicht.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Selk und Herr Krähenbühl, wollen Sie erzählen, dass die hohen Herren ihre Verwaltungsratsmandat​e gratis ausführen? Wohl kaum. Und die Mandatsträger übernehmen auch stets die Verantwortung, hahahah, Herr Selk, so wie bei der Swissair? Und das waren keine Linken! Herr Krähenbühl, Sie wollen ja gar nicht wissen, wieviel die parlamentarischen Mandatsträger abholen. Es wird nicht wenig sein, aber die Rechte verhindert ja, dass das offen gelegt werden muss. Kiener-Nellen Herr Selk, die liess sich zumindest nicht bestechen! Was man von anderen kaum behaupten kann…..

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    • Juli 19, 2021

      Und drum darf das Volk ja nicht wissen, wieviel ein NR so nebenher verdient an seinen Verwaltungsmandaten. Es könnten sonst verschiedene Augen aufgehen und klar werden, warum die Parlamentarier so stimmen, wie sie es oft tun.

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    • Juli 19, 2021

      Seit 40 Jahren gibt es im Parlament immer wieder mal Vorstässe von linker Seite, die transparente Politikfinanzierung fordern. Alle abgelehnt. Begründung von bürgerlicher Seite: “Wenn ich meine Sponsoren offenlege, habe ich keine mehr” und “wir sind auf dieses Geld angewiesen”. Mit anderen Worten: sie sind finanziell abhängig von reichen Leuten und Firmen, die ihnen heimlich sehr viel Geld zahlen. Klingt nicht sehr vertrauenerweckend.

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  • November 5, 2016

    Ich eröffne hier eine neue Diskussionsspalte, weil die „alte“ zu lang ist, um gelesen zu werden.
    Es geht um Verwaltungsratsmandat​e bei den Elektrizitätsversorge​rn und Vertreibern.
    Herr Helmut Barner behauptet, dass sich die Verwaltungsratsmandat​en die Taschen füllen.
    Barner verteilt Links, in denen Namenlisten die div. Verwaltungsräten enthalten aber keine Fakten.
    Fazit: Die Kommentare von Barner enthalten nur Schall und Rauch. Worthülsen aber nichts Griffiges.

    Hier meine Antwort an Barner.
    Die Elektrizitätsversorge​rungsgesellschaften, darunter auch AKW-Betreiber gehören mehrheitlich der öffentlichen Hand (Bund, Kantone, Gemeinde) und den Pensionskassen. Das sind weit über 50% des Aktienkapitals. Die öffentliche Hand stellt indessen mindestens ein Sitz im Verwaltungsrat.

    In​ der BKW zum Beispiel, wird der Verwaltungsratssitz durch die SP-Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer, als Vertreterin des Kantons Bern besetzt.

    Das geht doch in Ordnung – oder etwa nicht?

    Herr Barner, wenn Sie keine Fakten liefern können, sollten Sie schweigen!
    Und ich wiederhole es nochmals: Ich habe noch nie etwas Vernünftiges von Ihnen gelesen.
    Das hat nichts mit Ihrer politischen Gesinnung zu tun.

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  • November 7, 2016

    Noch ist unklar, wer in der Schweiz darüber befinden würde, ob die hiesigen KKW-Betreiber eine Entschädigung erhielten, wenn die Initiative angenommen würde. Es entsteht ja gar kein Schaden. Im Gegenteil: Von der Schliessung an müssten die Betreiber bei der Produktion endlich nicht mehr jeden Tag draufzahlen. Sie würden ja schon lange schliessen, haben aber die gesetzliche Abbruchmillionen noch nicht hinterlegt …

    Falls überraschenderweise doch Entschädigungszahlung​en an die Betreiber flössen, dann also vom Kanton A zum Kanton A.
    Aber eine solche Schildbürgerei spräche nicht gegen die Initiative, sondern dafür.

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  • November 8, 2016

    Auch der Rückbau der AKW ist alles andere als sicher. Es gibt häufig “Komplikationen”.

    ZITAT
    Drei Wege stehen zur Auswahl, um ein Atomkraftwerk zurückzubauen: Der “sichere Einschluss”, der “direkte Rückbau” oder der “Rückbau nach sicherem Einschluss”. Beim “sicheren Einschluss” wird das AKW – zum Beispiel mit Hilfe einer Betonhülle – von der Biosphäre abgetrennt. Beim “direkten Rückbau” wird das Atomkraftwerk nach Ende des Regelbetriebs auseinandergebaut, die verstrahlten Bauteile müssen vor Ort aufwendig zerlegt werden, soweit möglich gereinigt. Der “Rückbau nach Einschluss” ist eine Kombination beider Methoden: Das AKW wird für einen bestimmten Zeitraum eingeschlossen und erst einige Jahrzehnte später zurückgebaut.
    ZITAT ENDE

    http://www.bu​​​​​nd.net/themen_und​_​p​r​o​jekte/atomkra​ft​/n​ac​h_​dem_absch​alt​en/​rue​ckb​au_de​r_ak​w/

    De​r Rückbau wird Jahrzehnte dauern und entsprechend kosten. Sorgen macht mir vor allem, dass die Betreiber die gesetzlich geforderten Rückstellungen für den Abriss nicht vorgenommen haben. Es geht um mindestens 500 Mio CHF für 1 Kernkraftwerk.

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