Viktor Gia­cobbo hat am Sonn­tag den neuen Präsidenten der Pi­ra­ten­par­tei Tho­mas Bru­de­rer   zu ­Gia­cobbo-Müller ein­ge­la­den (siehe von 38:50 an) und fragte ihn über jene bei­den The­men der Pi­ra­ten, die am meis­ten um­strit­ten sind: Die Auf­he­bung / Beschränkung von Ur­he­ber­rech­ten und die Ab­schaf­fung von Videoüberwachung.

 

Thomas Bruderer war sympatisch, sein Auftritt aber leider gar nicht überzeugend: er verstrickte sich immer wieder in Widersprüchen und auf klare Aussagen hat man vergeblich gewartet.

 

Schade eigentlich, denn die Thematik der Urheberrechte ist sehr aktuell: Man muss sich schon fragen, ob die heutige Rechtslage Sinn macht, die den Urhebern (und v.a auch den Erben, Rechtsgesellschaften etc) teilweise noch nach 70 Jahren alle Rechte an einem Werk geben – Das macht doch keinen Sinn! Es ist sowieso fraglich, ob die Rechte am Werk exklusiv dem Urheber gehören sollen: Ein Werk ist ja keine Kunst ohne seine Community. Ein Werk wird erst zu etwas wertvollem durch die Kultur, in der es entstanden ist und die es verbreitet. Deswegen ist es falsch, die Eigentumsrechte exklusiv dem Schöpfer zuzusprechen. “Eigentum” ist bei einem immateriellen Werk sowieso irreführend, und noch mehr Begriffe wie “Diebstahl”: Das herunterladen eines Musikstücks verändert das Original ja nicht, wie Bruderer richtig ausführte, sondern verfielfältigt es und erzeugt so einen zusätzlichen Nutzen. Man nimmt also nichts weg, sondern schafft Neues mit dem Download.

 

Ob es jedoch besser ist, wie die Piraten vorschlagen, das Urheberrecht in weiten Bereichen abzuschaffen, glauben wohl nur Idealisten. Ohne Urheberrecht gäbe es schlicht weniger Einnahmen für Künstler, Schriftsteller und Software Engineers. Viele müssten sich einen anderen Job suchen (Giacobbo: “Auf dem Bau arbeiten”). Natürlich gibt es andere Einnahmen: Bruderer: “Künstler müssen von ihren Auftritten leben” Giacobbo: “Aber die Komponisten?”. Das ist jedoch bei weitem nicht so ergibig – wenn das so wäre, würden sich schon heute viel mehr Künstler darauf konzentrieren. (Siehe auch Twitter für mehr: wenns gefällt, zahlt den Künstlern etwas dafür! … “Massen sind doch egoistisch …”)

 

Auch bei der Videoüberwachung gab es keine klaren Aussagen und Bruderer verstrickte sich auch hier in Widersprüchen: “Eine Kamera hilft einem Rentner gar nichts … sie hilft ihm viel … hätte mehr geholfen, wenn ein Polizist dort gewesen wäre … nein, mehr Polizei wollen wir nicht … Kameras helfen nur, Täter zu fassen, aber bei der Prävention helfen sie rein gar nichts …” – Also was wollt Ihr nun, fragte ich mich? – Wie wollt ihr denn nun die Probleme der Sicherheit lösen? Keine einzige Antwort.

 

Ob dieser Auftritt der Piratenpartei und ihren Anliegen genützt hat bezweifle ich. Thomas Bruderer kam wohl Sympatisch rüber, aber am Ende wusste ich noch weniger, was die Partei eigentlich will und vor allem was ihre Lösungsansätze sind. Und das Vorurteil einer “Spasspartei” von jungen Leuten, die alles gratis wollen und ohne Überwachung, anonym tun und lassen, was sie wollen, hat sich sicher auch nicht entkräftet …

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