„Die Schweiz ist etwas vernünftiger und bodenständiger als die USA. Aber auch bei uns sind die neuen Jakobiner auf dem Vormarsch. Die Jakobiner waren eine ursprünglich demokratische, kompromissbereite Oppositionsbewegung gegen die absolute Monarchie im Frankreich am Vorabend der Revolution von 1789. Als die Dinge ihren Lauf nahmen, radikalisierte sich die Gruppe unter der Führung Maximilien de Robespierres allerdings massiv.
Die Jakobiner strebten eine durch und durch moralische Gesellschaft an. Die einwandfreie Gesinnung nannten sie Tugend. Und um der Tugend zum Durchbruch zu verhelfen, war der Terror ihr bevorzugtes Instrument und der Andersdenkende zwangsläufig der Böse. Der blosse Verdacht auf eine «falsche» Gesinnung reichte für ein Todesurteil. Die Guillotine wurde zum Schreckenssymbol der jakobinischen Herrschaft.
Das historische Beispiel zeigt, wohin Moralismus und ideologische Verhärtung führen können. In den USA werden im Namen der gerechten Sache Denkmäler gestürzt, Geschäfte geplündert und Polizisten erschossen. Für die Raserei der guten Absicht bildet der Rechtsstaat keine Grenze.
Auch in der Schweiz knicken sie vor den neuen Jakobinern ein. Die Migros nimmt «Mohrenköpfe» aus dem Sortiment. Die Post trennt sich von einer Mitarbeiterin, die auf den sozialen Medien harmlos die Demonstranten kritisierte. Ein St. Galler Polizeidirektor (SP) findet es «erfreulich», wenn sich Protestler über die Corona-Vorschriften des Bundes hinwegsetzen, während Wirte und Gewerbler weiterhin strengste Auflagen befolgen müssen.
Die Geschichte lehrt: Jakobiner lassen sich nicht beschwichtigen. Gibt man ihnen nach, werden sie nur extremer. Die Franzosen hatten erst dann genug, als Robespierre in immer neuen Säuberungswellen auch seine Mitstreiter als «Gesinnungsfeinde» köpfen wollte. Am Höhepunkt seines Terrors wurde der Fanatiker selber aufs Schafott geführt, und der Spuk war zu Ende. So weit sollten wir es nicht kommen lassen.“ (R. Köppel in Weltwoche 25/2020, 17.6.2020)
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Kommentare anzeigen Hide commentsEin gutes Jahr nur, von Juni 1793 bis Juli 1794, dauerte der Terror“ der Jakobiner. Unter ihrer Herrschaft köpften sie in dieser kurzen Zeit 17000 Menschen, die sie für Feinde der Revolution hielten, mit der Guillotine. Etwa ebensoviele starben in den Gefängnissen oder wurden ohne Verfahren umgebracht. Robespierre: \”Wir müssen die inneren und äusseren Feinde der Republik ersticken oder mit ihr untergehen.\” U. a. dieser Satz bewertet Gewalt und Terror in einer Demokratie als zulässig. – Von Rassismus ist nirgends die Rede, Herr Schneider.
Die Mechanismen zur Kontrolle der “Political Correctness” nehmen absurde Züge an!
Mit den \”absurden Mechanismen zur Kontrolle der Political Correctness” meinen Sie offenbar die Strafnorm u. a. gegen Rassismus, die 1994 demokratisch von der Mehrheit der Abstimmenden beschlossenen Artikel 261bis des Schweizerischen Strafgesetzbuches (StGB) und Art. 171c des Schweizerischen Militärstrafgesetzbuches (MStG). Ich freue mich, dass ich Ihnen wieder einmal auf die Sprünge helfen konnte.
All die Diskriminierungsverbote in den UNO-Resolutionen und –Konventionen sind unsinnig, obwohl sie gemäss schweizerischem Bundesgericht für uns ja als verbindlich gelten. Letztlich geht es nur darum, wer die effizienteste Lobby hat, um in den besonderen Schutz als “diskriminierte Gruppe” zu kommen. Mit Menschenwürde und höherer Gerechtigkeit hat das übernaupt nichts mehr zu tun.