13.02.2013
Schon wieder wurde eine von mir gegebene Antwort auf einen Kommentar, die ich an der dafür vorgesehenen Stelle geschrieben hatte, nach Drücken des Fensterchens “Kommentar veröffentlichen”, sofort gelöscht. Deshalb publiziere ich meine Antwort hier wieder als Artikel. Das ist nicht die Absicht des Vimentis-Systems, aber irgendwie funktoniert es nicht richtig.
Kurt Peter sagte Vor 12 Stunden
Komplett falsche Analyse, Herr Frick!
Wer behauptet zwischen China und Japan habe tiefster Frieden geherrscht, der hat keine Ahnung! Diese Spannungen gibts seit Jahrzehnten und sind keineswegs plötzlich entstanden!
Antwort Gotthard Frick:
Sehr geehrter Herr Peter,
In meinem Artikel sprach ich von “kriegerischen” und aus “tiefstem Frieden heraus” entstandenen Spannungen. Ich kenne China seit 20 Jahren, und habe mich in den letzten 10 Jahren sehr intensiv mit dem Land befasst.
Ich weiss, was Sie meinen: Die Mehrheit der Chinesen liebt Japan nicht oder hasst es sogar. Der Grund: Die von Japan in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts begangenen Greuel und die Unfähigkeit Japans, dafür die Verantwortung zu übernehmen und sich dafür zu entschuldigen. Zum Vergleich wird in China immer Deutschland genannt, dass für seine im 2. Weltkrieg begangenen Verbrechen Abbitte und Entschädigungen geleistet hat und deshalb heute wieder ein hochgeachtetes Mitglied der Völkergemeinschaft sei.
Aber China und Japan hatten in den letzten Jahrzehnten eine rege wirtschaftliche Zusammenarbeit, zahlreiche japanische Firmen sind in China tätig und die Chinesen kaufen gerne und oft japanische Produkte. 2012 wurde Japan von 1.43 Mio. Chinesen besucht (Quelle: JNTO) und 3.66 Millionen Japaner besuchten 2011 China (Quelle: Mile Post Consultants). Die Beziehungen auf Regierungsebene waren korrekt, wenn wegen der genannten Vergangenheit auch nicht gerade herzlich. Es umzirkelten sich keine Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe beider Länder im gleichen Raum des umstrittenen Inselgrüppchens, der 2.5 Millionen Mann starken Volksbefreigungsarmee war seit dem Koreakrieg und den Grenzkriegen mit Indien und Vietnam nie mehr befohlen worden, sich für einen Krieg vorzubereiten und die Bürger beider Länder führten nicht eine On-line Schlammschlacht von gegenseitigen Beleidigungen.
Mit anderen Worten, es herrschte eben tiefster Frieden, auch wenn man sich nicht liebte. Wir kennen solche Lagen ja auch aus unserer europäischen Geschichte.
Das änderte sich mit dem Streit um das kleine, von China Diaoyu genannte Inselgrüppchen. Es entstand die von mir beschriebene gefährliche kriegerische Spannung.
Ich versuchte, dieser Spannung einen Vorschlag für eine friedliche Lösung entgegenzusetzten. Mein Artikel wurde von der GLOBAL TIMES, der englischsprachingen Zeitung der kommunistischen Partei Chinas, unter dem von ihr gewählten Titel China and Japan could split the fruits of Diaoyu Islands am 5. Februar 2013 in ihrer Druckausgabe, ihrer On-Line Ausgabe und auch in ihrer ASIAN REVIEW veröffentlicht. Zur Erinnerung: Ich hatte hier auf Vimentis schon früher darauf hingewiesen, dass die chinesische Armee weder der Regierung noch dem Volkskongress untersteht, sondern der Führung der Kommunistischen Partei.
Die Redaktion hatte mir schon vorher mitgeteilt, sie werde noch einen chinesischen Experten um seine Meinung zu meinem Vorschlag bitten und gleichzeitig veröffentlichen. Der von der Redaktion befragte Experte war Generalmajor Luo Yuan von der Akademie der militärischen Wissenschaften der Volksbefreiungsarmee. Dessen negative Meinung wurde von der Redaktion unter dem Titel Sovereignty must come before impractial plans to share zusammengefasst und gleichzeitig veröffentlicht. Damit ist man wieder beim Status quo ante, in dem jede Seite zwar ihre Bereitschaft zu einer friedlichen Lösung bekräftigt, gleichzeitig aber sagt, die Gegenseite müsse anerkennen, dass die Souveränität über das Inselgrüppchen bei ihr liege.
Weil ich auch die Schlammschlacht von Beleidigungen für gefährlich halte, die in den On-line Leser-Kommentaren zu den Artikeln der GLOBAL TIMES von den pro China und pro Japan-USA Lagern geführt wird, da sie auf der Stufe des Durchschnittsbürger gefährliche Emotionen schürt, schrieb ich einen weiteren Artikel, den die Zeitung am gleichen Datum unter dem von ihr gewählten Titel Argument great, insults are dangerous veröffentlichte.
Ich überlasse es den Lesern zu entscheiden, ob mein Artikel “Plötzliche gefährliche kriegerische Spannungen aus dem tiefsten Frieden heraus” eine “völlig falsche Analyse war”.
Mit freundlichen Grüssen Gotthard Frick
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide commentsIch stimme dem Einwand von Herrn Peter voll und ganz zu!
1. Es kann in keinster Weise von “tiefstem Frieden” zwischen China und Japan gesprochen werden. Auch in den letzten 20 Jahren gab es immer starke politische Spannungen zwischen diesen beiden Nationen.
2. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit, die in den letzten Jahren zugenommen hat, ist eine logische Konsequenz aus der wirtschaftlichen Öffnung Chinas. Die beiden Staaten sind die grössten Wirtschaftsmächte der Region; klar dass da Handel betrieben wird. Das ändert aber nichts an den politischen Spannungen! Im Gegenteil diese wurden durch die wirtschaftliche Konkurrenzsituation sogar noch verschärft.
3. Die aktuelle Scharmützel sollten nicht überschäzt werden. Es handelt sich um Provokationen auf beiden Seiten. Von einer tatsächlichen militärischen Auseinandersetzung sind wir noch weit entfernt! Beide Staaten werden sich das sehr gut überlegen…
Die Behauptung von Herrn Frick, es seien “plötzliche gefährliche kriegerische Spannungen” entstanden ist also komplett falsch!
Zum Thema “kriegerische Spannung” und China empfehle ich diesen sehr guten Artikel, der die Zusammenarbeit von Uelis “bester Armee der Welt” mit China behandelt:
http://schlemihlsblog.wordpress.com/2011/07/18/ueli-maurer-verirrt-sich-nach-china/