Ein Blick in die Vergangenheit und die nahe Zukunft zeigt, dass die Identitätsfindung und die Zugehörigkeit des Laufentals immer wieder von neuem in Frage gestellt wird. 1970 gewährte der Kanton Bern mit einem Verfassungszusatz dem Laufental und den weiteren 6 Jura-Bezirken das Selbstbestimmungsrecht. 1974 entschlossen sich die jurassischen Bezirke des Kantons Bern für die Selbstständigkeit.
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Dies war der Auftakt einer bewegenden Geschichte die unser Tal bis heute immer wieder einholt. Damals durften die Laufentaler und Laufentalerinnen selbst bestimmen wohin der Weg führen soll. Am 14. September 1975 entschlossen sich die Stimmbürger/Innen mit einer Nein-Mehrheit von 74 Prozent sich nicht am neuen Kanton Jura zu beteiligen. Das war gelebte Demokratie und der Föderalismus hatte gesiegt. Aber es war erst der Beginn und die Ruhe vor dem gewaltigen Sturm welcher unser Tal heimsuchen sollte.
In den folgenden Jahren wurde über einen möglichen Anschluss an einen Nachbarkanton debattiert, dies weil durch die Schaffung des Kantons Jura das Laufental geografisch vom Kanton Bern abgeschnitten wurde. 1983 entschloss man sich zu einem Anschlussverfahren an den Kanton Baselland. Im Gegensatz zu den Separatisten, bekämpften die berntreuen Lauftentaler seit den 70er Jahren den Anschluss an einen Nachbarkanton, dies im Bewusstsein, dass man im Kanton Bern weitgehende Autonomie genoss.
1983 schien die Welt bei uns wieder in Ordnung zu sein. Mit einem Stimmenmehr von 56,7 Prozent, dies bei einer Stimmbeteiligung von 92,3 Prozent! lehnte das Laufental den Kantonswechsel ab. 1988 erklärte das Bundesgericht jedoch den Urnengang wegen heimlicher Zahlungen der Berner Regierung an die Aktion Bernisches Laufental für ungültig; die Abstimmung musste also wiederholt werden. Der Sturm zog gnadenlos durch unseren Bezirk, tiefe Gräben verliefen mitten durch Familien, Vereine und Freundschaften. Der Abstimmungskampf riss tiefe Narben durch die Dörfer und deren Einwohner welche bis heute noch nicht ganz verheilt sind.
Es kam wohl so wie es kommen musste. Mit einem Stimmenmehr von 51,7 Prozent, dies bei einer Stimmbeteiligung von 93,6 Prozent sprach sich das Laufental 1989 für einen Wechsel zum Kanton Baselland aus. 1993 schliesslich gaben alle 26 Stände und das Schweizer Volk mit einem Stimmenmehr von 75,1 Prozent dem Übertritt ihren Segen. Der Kantonswechsel des Laufentals wurde auf den 1. Januar 1994 Realität. Urs Grolimund früherer Exponent der Pro Baselbiet-Bewegung, sprach im November 2003 in einer Rede von einem “30-jährigen Krieg”.
Die heute knapp 18‘000 Einwohner des Laufentals werden seit Kurzem bereits wieder von unverbesserlichen Fusions-Turbos eingeholt. Die Angelegenheit ist so delikat wie damals, die gebrannten Einwohner/Innen des Tals werden auch in naher Zukunft nicht von den Gegnern des Föderalismus verschont. Das Ausmass dieses Schreckensszenarios ist jedoch erheblich grösser – sollen doch gemäss den Initianten zwei grundverschiedene Mentalitäten, die Baselbieter und die Baselstädter, miteinander zu einem Kanton Basel verschweisst werden.
Konflikte sind vorprogrammiert, denn erneut wollen uns einige Fusionszwänger wieder mit der Identitätsfrage konfrontieren. Um die fast verheilten Narben nicht wieder aufreissen zu lassen, bedarf es eines solidarischen und überwältigenden Nein zum Kanton Basel. Aus Überzeugung und dem Wissen um die bewegte Vergangenheit bekenne ich mich zum Baselbiet!
Genug ist genug – ein Kantonswechsel reicht.
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