Die plötzliche Aufwertung des Schweizerfrankens um 20% ist für unseren Export und ganz besonders für unseren Tourismus ein Schock. Unsere Konjunkturmodelle sind nicht für solche Ereignisse gedacht. Die Beobachtung der Auswirkungen steht nun im Vordergrund. Nicht der Kauf von Fremdwährung durch die Nationalbank sondern wie im Euroraum eine Vergrösserung der Geldmenge in gezieltem Mass steht zur Diskussion. Die Ankündigung eines Inflationsziels von ca. 2% hätte auf den Wechselkurs sofortige Wirkung. Ein sinnvoller Gegenwert wäre durch die Schaffung eines Fonds für die langfristige Sanierung unserer Infrastruktur zu erreichen. Solange wir im genannten Bereich von 2% Kaufkraftverminderung des SFr. bleiben, ist dieses Vorgehen verantwortbar und konjunkturgerecht.
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Kommentare anzeigen Hide commentsFür eine Vergrösserung der Geldmenge braucht es Märkte, die vorhanden sein müssen. Ja natürlich steht die Prognose in negativer Richtung, weil wir im internationalen Vergleich zu teuer sind.
Das Vergrössern der Geldmenge bringt ein entsprechendes Absinken der Kaufkraft. Eine Inflationsrate von 2 Prozent ist erfahrungsgemäss eine ideale Basis für eine gesunde konjunkturelle Entwicklung (gut laufender Markt mit wenig Arbeitslosigkeit, jedoch noch keine Überhitzung). Das Absinken der Kaufkraft drückt zudem den Wert der Währung im Vergleich zu andern Währungen nach unten. Zurzeit erwartet man weltweit kein Absinken der Kaufkraft des Schweizerfrankens. Dies im Gegensatz zum Euro und zum Dollar. Das drückt den Wechselkurs zum SFr. spürbar nach oben.
Der soeben erfolgte Anstieg des Frankenkurses machte uns Bürger spürbar reicher. Unser Vermögen ist beim Einkauf von ausländischer Ware deutlich grösser. Eine Inflationsrate von 2 Prozent nimmt uns von dieser Wertvermehrung wieder einen kleinen Teil weg. Nämlich genau soviel, wie die Vermehrung der Geldmenge durch die Nationalbank ausmachen würde. Dieses Kapital hätte nun der Staat zur Verfügung. Früher haben sich allmächtige Herrscher so ihre Prunkschlösser und ihre Armee finanziert. Dafür hatte dann der Bürger wertloses Geld in der Hand. Soweit dürfen wir natürlich niemals gehen. Die jährliche Wertverminderung (= Inflation) wäre auf 2 Prozent limitiert. Zudem wäre das so entstehende Zusatzvermögen des Staates für die Erhaltung unserer Infrastruktur bestimmt. Z.B. in http://www.migrosmagazin.ch/menschen/dossier/artikel/infrastruktur-wer-soll-das-bezahlen ist ersichtlich, dass unglaublich grosse finanzielle Belastungen in den kommenden Jahren auf uns zukommen. Sie sind aussergewöhnlich hoch. Dies aus verschiedenen Gründen. Übliche Staatsaufgaben wie die Finanzierung der Schulen, der Armee oder der Sozialausgaben dürfen natürlich nicht auf diese Weise abgedeckt werden.
So einfach geht das nicht, Herr Witschi.
Theoretisch gebe ich Ihnen recht, Herr Jorns, wobei wir das so betrachten müssen, dass der Euro- und der Dollarraum zu gross ist, also die grösseren Wirtschaftsräume abdecken, um mit Frankendrucken etwas auswirken zu können. Die Stärke des Schweizer Frankens besteht darin, dass aus dem Ausland zu viele Anlagen in Schweizer Franken bestehen. Deswegen wurde der Negativzins eingeführt. Wenn die SNB Franken in grösseren Mengen druckt, was ich bezweifle, werden höchstens die Bilanzsummen der Banken erhöht ohne dass sie in der Schweiz gewisse Kredits- und Investitionstätigkeiten in ausgeglichenem Masse platzieren können. Geld drucken und dem Staat überweisen ist rechtlich so weit ich weiss nicht zulässig und bringt auch nichts. Wenn die Schweizer Bevölkerung durch Gelddrucken kaufkräftiger wird und das noch durch den Staat gefördert wird, steigen wieder die Preise, das ist die ökonomische Logik. Der Tourismus wird dann wieder unter Druck kommen und die grenznahe Einkaufsflut im Ausland wird noch grösser.
@werner witschi: Wie schwächt man den CHF?
Hier zwei provokative Vorschläge:
1. Statt die Banken mit billigem Geld zu versorgen, hohe zinslose Darlehen an die Pensionskassen vergeben, damit diese das Geld im Ausland anlegen. Bedingung: Rückzahlung erst fällig wenn €/CHF der Kaufkraftparität entspricht. Anlage des Geldes im Ausland.
2. Gold verkaufen und Geld an die Kantone und Gemeinden verteilen. Eine Nationalbank braucht kein Eigenkapital. Solche Ausschüttungen ermöglichen Steuerleichterungen, dies führt zu Investitionen und Ausgaben in der Schweiz. Senken das Vertrauen in die Frankenstärke und aufgrund der dadurch bewirkten Importe verbessert sich der CHF/Fremdwährungsbedarf in die gewünschte Richtung.
Herr Heeb
Zu Punkt 1: Ein interessanter Gedanke. Pensionskassen. Als Laie muss ich aber sagen, dass dies möglicherweise gefährliche Vervlechtungnen erzeugen könnte. Aber der Vorschlag finde ich wirklich prüfenswert.
Zu Punk 2: M. E. dürften die Kantone kein Geld mehr kriegen. Denn es gibt Kantone, die nicht haushalten können! Es reicht, wenn sie aufgrund der SNB-Gewinne 2014 in den Genuss einer Sonderausschüttung kommen sollen. Eine Sonderausschüttung, die sowieso fehl am Platz ist. Aber die Politikerkaste will das.
Ich erinnere: BUCHGEWINN der SNB 2014 ergibt 38Mrd.Fr.
Geschätzter Buchverlust auf Franken-Aufwertung lautet 50Mrd.Fr.
Das Gold bleibt vorerst unangetastet, denn wir haben keine Krise!
Lieber Herr Krähenbühl
Als sparsamer Mensch ärgere ich mich auch immer wieder über unnötige öffentliche Ausgaben. Aber da klagen wir hier in der Schweiz doch auf hohem Niveau. Mit Finanzreferendum und Steuerwettbewerb haben wir doch halbwegs funktionierende Instrumente. Und was an einem Ort rausgeschmissenes Geld ist, ist dem andern sein Einkommen. Das grosse Ärgernis ist eigentlich einzig, dass sich für einen Grossteil der Bürger arbeiten nicht mehr lohnt. Hat aber auch sein Gutes, die Leute arbeiten offenbar zu ihrem Vergnügen 😉
Herr Jorns
Auch ich gebe Ihnen grundsätzlich recht. Doch wir vergessen, dass JEDER gewusst hat, dass die Stützung irgendwann ein Ende hat. Wer heute denkt man hätte es nicht vorausgesehen, läuft Blind durch die Welt. Sogar die Aufhebung war für mich klar, als aus der EU das Signal kam, dass hunderte von Milliarden in ein Konjukturprogramm gesteckt werde. Das kann und konnte die Schweiz nicht mehr auffangen. So war die einzige Konsequenz “Aufheben”.
Herr Heeb
Auch ich finde Ihre 1. Idee spannend im Ansatz, aber auch mit dem Vorbehalt, dass dies eine gefährlich Auswirkung haben könnte.
Der 2. ist auch für mich KEINE Option. Es wurde über viele Jahre bewiesen, dass Gemeinde und Kanton NICHT mit dem Geld umgehen können. Und da nützt mir es auch nichts, wenn Sie sich Aergern, dass es Nichtsparende gibt.
Persönlich sehe ich nur einen Weg. Die automatische “Gesundung”. Wir hätten NIE einen Mindestkurs einführen dürfen. Der hat uns wohl über 3 Jahre vor dieser Gesundung bewahrt. Nun haben wir den Salat und müssen halt mit einer “harten” Keule dieses Falschverhalten ausbaden. Eine Gesundung ist NUR mit einer Deflation zu erreichen, oder zumindest wenn überhaupt mittels vielen Jahren der “Nullrunden” für den Angleich.
Was aber auch hier klar gesagt werden muss. Wir die SChweiz waren VOR der Entstehung des Euros immer ein Hochpreisland. Schon zu Zeiten des DM’s lagen wir rund 10-20% höher als Deutschland. Wir haben einfach in den letzten 3 Jahren in einem geschützten Markt funktioniert. Ein Markt der so nie hätte sein dürfen, der so vielen Exportfirmen grosse Gewinne gebracht hat, genau diese welche nun wieder das grosse Jammern fabrizieren.
Nur schon wenn ich den Gedanken mache, was verändert sich? Die meisten Exportfirmen importieren zuerst Material, das sie dann verarbeiten. Diese Verarbeitung macht vielleicht grad mal 50% des gesamten Endpreises aus, ergo hat sich nur 50% der Kosten verschoben, der Import des Grundmaterials aber hat sich nach unten bewegt. Bei einer 50/50 Bewertung kostet somit das Endprodukt immer noch gleich viel wie vorher.
Der Export ist neue Generation der ehemaligen Bauern: “Jammern was das Zeug hält” – Mit dem leider heute herrschenden System, dass man einfach Auslagert, da man mit offenen Grenzen das ja kann. Und schon sind wir wieder bei der Diskussion EU. EU nützt NUR der Wirtschaft, schadet dem Volk. Es werden ganze Völker verschoben, da man die Arbeitsplätze einfach dahin verlagert, wo es billiger ist.