Das Projekt «Kaufleute 2022» mit dem radikalen Umbau der KV-Ausbildung ist das Pilotprojekt der Vision «Berufsbildung 2030», die vom Staatsekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI 2016 gestartet wurde, um sämtliche Berufe der bisher weltweit erfolgreichen Schweizer Berufsausbildung total auf eine «Schmalspurausbildung» umzubauen. Während die Öffentlichkeit vom Projekt ausgeblendet wird, hat der Bund bereits Millionen von Steuergeldern in die «Berufsbildung 2030» gebuttert.
Die EDK-Präsidentin Silvia Steiner befürchtete als Insiderin bereits 2018, dass das heutige Berufsbild KV in zehn Jahren nicht mehr existieren werde. Das dürfte für alle Berufe gelten, denn die sogenannte «Kompetenzorientierung» mit dem «selbstgesteuerten Lernen» (SOL), wie wir sie vom umstrittenen Lehrplan 21 kennen, ist auch für die übrigen Berufen geplant. Hinter verschlossenen Türen wird schon seit längerer Zeit an der KV-Reform 2022 gearbeitet, selbst die dortigen Lehrer erfahren kaum etwas.
Die Promotoren der Reform wollen «kein Wissen auf Vorrat» mehr vermitteln. Die bisherigen Fächer werden abgeschafft und durch schwammige «Handlungsfelder» ersetzt. Statt eines breiten, kaufmännischen Fundaments sollen neu «Handlungskompetenzen» aufgebaut werden. KV-Lehrer befürchten deswegen einen massiven Abbau von Grundlagenwissen und Fachkompetenzen. Mit der geplanten À-la-carte-Ausbildung wird das bisher allgemein anerkannte Eidgenössische Fähigkeitszeugnis zu einem wertlosen Stück Papier.
Bei der ersten KV-Reform (NKG) von 2003, bei der die Weichen für die jetzige radikale Reform gestellt wurden, sollen laut Angaben des Kaufmännischen Verbandes Zürich (KVZ) allein im Grossraum Zürich 1000 von ursprünglich 9000 KV-Lehrstellen innert drei Jahren verschwunden sein. Wie viele Lehrstellen werden wohl schweizweit mit dem vorgesehenen Totalumbau der Schweizer Berufsausbildung verloren gehen? Die Banken haben die gefährlichen Folgen dieses geplanten Radikalumbaus mittlerweile erkannt, wann werden die übrigen Branchen aufwachen?
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