1. Sicherheit & Kriminalität

Die Schweiz wehrlos in einer Zeit wachsender Spannungen

Die Schweiz – wehr­los in einer ge­fähr­li­cher wer­den­den Welt!

Erschien am 25.9.2017 unter dem Titel Neue Bedrohungenin der Basler Zeitung.

Anfang 2016 schrieb der damalige Chef der Armee, die Gruppe GIARDINO, gegenwärtig die einzige Organisation, die sich noch für eine verfassungsmässige, d.h. “kriegsverhindernde Armee“ einsetzt, glaube noch an Panzerkriege. Kurz darauf teilte Russland mit, seine einst berühmte 1.Gard​e-Panzerarmee (Armee!​) wieder aufgebaut zu haben, zusätzlich zu seinen Panzer- und mechanisierten Divisionen. Andere reden von uns als „Ewiggestrigen“, weil wir nicht glauben, dass ein künftiger Krieg nur durch Cyberattacken und „grüne Männchen“ geführt würde, sondern dass auch sehr schlagkräftige konventionelle Mittel eingesetzt würden (das glauben auch die höchsten US Offiziere).

Russland hat nach dem Zerfall der Sowjetunion massiv abgerüstet. Das steht auch im Sicherheitsbericht 2016 des Bundesrates. Es versuchte, mit dem Westen ein einvernehmliches Verhältnis aufzubauen, wurde aber arrogant zurückgewiesen und stattdesses ein ehemaliges Mitglied des Warschauerpaktes und der Sowjetunion nach dem anderen in den „Westen“ aufgenommen und bis an die Grenze Russland Raketenabwehrsysteme und Truppen installiert. (1962, im spiegelbildlichen Fall, als Russland auf Kuba, an der Grenze der USA, 50 Atomraketen installie​rte, drohte Präsident Kennedy mit Krieg, falls sie nicht abgezogen würden).

Russland brauchte lange, die Rückweisung durch den Westen zu akzeptieren. Aber seither redet es Klartext und seine Exponenten sagen klar und deutlich, dass es diese immer näher rückende militärische Bedrohun​g nicht annehmen könne und – falls keine friedliche Lösung möglich sei – ggf. militärisch dagegen vorgehen werde. Gleichzeitig begann es, aufzurüsten und seine Armee durch zahlreiche grosse Manöver aus dem Stand, oft über weite Distanzen, für den Ernstfall vorzubereiten. Das grosse Manöver Sapad im September 2017, an dem die 1. Garde-Panzerarmee teilnahm, gehört dazu.

Von China über den Mittleren Osten bis Europa steigen die Spannungen. Aber die Schweiz hat sich selber praktisch wehrlos gemacht, werden wir doch – falls die WEA überhaupt umgesetzt wird – nur noch über 6 für den modernen Krieg geeignete Kampfbataillone und 4 Artillerieabteilungen​ verfügen, aber bis auf weiteres über keine glaubwürdige Luftwaffe und Luftabwehr. Dazu kämen noch 17 Infanterie-Bataillone​ und 2 Grenadierbataillone, ohne schwere Waffen und ohne Möglichkeiten, ihnen Feuerunterstützung zu geben. Deren Soldaten werden in einem Konflikt Kanonenfutter. Im erläutern-den Bericht zu den Rechtsgrundlagen der WEA wird das mit den Worten bestätigt: „ dass insbesondere die Infanterie beschränkte Fähigkeiten zur Abwehr eines militärischen Angriffs haben muss“. Werden fremde Mächte auf unserem Territorium auch nur Truppen mit „beschränkten Fähigkeiten“ einsetzen?

Bereiten wir uns selbstverschuldet auf die Leiden eines möglichen Krieges vor.

Gotthard Frick, Bottmingen

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Comments to: Die Schweiz wehrlos in einer Zeit wachsender Spannungen
  • Oktober 3, 2017

    Neben der offensichtlich mangelnden Konzeption, Strategie und Rüstung unserer Armee sehe ich das noch viel schwerwiegendere Problem in der psychologischen Einstellung, die unsere heutige Landesverteidigung in der Bevölkerung „geniesst“.
    Der Abbau ist eben nicht nur bei der Bewaffnung und bei der Mannzahl erfolgt. All das ist auch mit einer zeitgeistigen Verachtung der Selbständigkeit und Unabhängigkeit von Land und Bürger einhergegangen.

    Meiner Ansicht nach eine Langzeitfolge der absurden 68er-Jahre wo die sogenannte „Frankfurter Schule“ die Hebel für den aktuellen sozialistischen Mainstream in Bildung, Politik und Medien in Gang setzte.
    Absurd darum, weil in der damaligen Zeit des „Kalten Krieges“ der Kommunismus (zurecht) so ziemlich dem grössten vorstellbaren Feindbild der westlichen Welt entsprach – und man gleichzeitig den Theorien der damals bekanntesten im Fleisch gefärbten intellektuellen Marxisten ganze Universitäten als Schaltzentralen für die „Bekämpfung des Kapitalismus“ usw. zur Verfügung gestellt hat (Bsp. Sartre, Marcuse, de Beauvoir oder Horkheimer, Adorno und Habermas).
    Das hat uns die Terrorjahre der RAF oder der Brigade Rosse gebracht und danach den propagierten „Marsch durch die Institutionen“, dessen Endresultat wir heute erleiden. Den Zerfall jeglicher Werteverlässlichkeit.​

    Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erlitt die sozialistische Ideologie nämlich nicht ebenfalls das erhoffte Ende. Im Gegenteil, die westliche Welt war noch nie so links wie heutzutage!

    Wie lange ist es her, wo jeder Gefragte auf der Strasse sofort zugestimmt hat, wenn man die Armee als die eigentliche Klammer umschrieb, welche die Schweiz und ihre unterschiedlichen Regionen zusammenschweisst?
    H​eute hingegen versucht man mühsam, uns das Schweizer Staatsfernsehen als solche Klammer zu verkaufen…

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