1. Abstimmungen & Initiativen

6 Wochen Ferien für alle: Weniger Flexibilität, mehr Kosten,

Die am kom­men­den 11. März zur Ab­stim­mung kom­mende Volks­i­ni­tia­tive „6 Wo­chen Fe­rien für alle“ klingt auf den ers­ten Blick sehr ver­lo­ckend. Wer will nicht mehr Fe­ri­en? Wer fin­det nicht auch, dass die Be­las­tung am Ar­beits­platz in den letz­ten Jah­ren ge­stie­gen ist und dem auch Rech­nung ge­tra­gen wer­den soll­te? Und, ge­rade aus CV­P-­Sicht, wer hat sich nicht auch schon ge­fragt, ob es für die Fa­mi­lie nicht bes­ser wäre, wenn man we­ni­ger ar­bei­ten und dafür mehr Zeit mit der Fa­mi­lie ver­brin­gen könnte?

 

Leider löst die vorliegende Initiative keines der angesprochenen Probleme. Die Belastung am Arbeitsplatz wird mit mehr Ferien keineswegs zurückgehen, im Gegenteil. Denn die vorhandene Arbeit muss schliesslich erledigt werden. Die Initiative vermindert somit nicht etwa Stress und Belastung, sondern sorgt sogar dafür, dass die Belastung während der Arbeitszeit weiter steigt. Dies umso mehr, als dass vor allem kleinere Unternehmen das Anstellen von zusätzlichem Personal so weit wie möglich vermeiden werden wollen. Denn zusätzliches Personal bei gleicher Auftragslage heisst weniger Produktivität, höhere Lohn- und höhere zusätzliche Fixkosten. Das will kein vernünftig denkender Unternehmer.

 

Es ist denn auch kein Wunder, dass die vorliegende Initiative von den KMU mitunter am heftigsten bekämpft wird. Kommt hinzu, dass die Annahme der Initiative die KMU um die 6 Milliarden Schweizer Franken pro Jahr kosten würde. Dies macht einen Blick auf die aktuelle gesamtwirtschaftliche​ Lage notwendig. Gelinde gesagt ist die Lage angespannt. Vor allem exportorientierte Branchen haben zu kämpfen und leiden unter den bereits jetzt zu hohen Kosten. Angesichts dieser Situation weitere Geschenke zu verteilen ist unangemessen, denn es kostet unweigerlich Arbeitsplätze.

 

Di​e Schweiz ist ein Erfolgsmodell. Auch deshalb, weil es vielfach gelungen ist die Arbeitnehmer am Erfolg der Unternehmen teilhaben zu lassen. Ein guter Unternehmer schafft Rahmenbedingungen, damit das Personal die Erwartungen erfüllen kann. In manchen Branchen mag es tatsächlich so sein, dass 6 Wochen Ferien sinnvoller sind , als ein Ausbau von Teilzeitarbeitsmöglic​hkeiten oder von Telearbeit. In anderen Branchen kann von einer zu grossen Belastung aber bereits heute keine Rede sein. Weshalb also mehr Ferien gewähren? Die heutige Rechtslage lässt branchenspezifische Lösungen zu. Die Initiative verhindert sie über weite Strecken und setzt die Baubranche mit der Landwirtschaft und die Maschinenindustrie mit der Verwaltung gleich.

Aus Überzeugung setze ich mich deshalb gegen diese unsinnige Initiative ein. Die Schweiz braucht sichere Arbeitsplätze und subsidiäre Lösungen und keine zusätzlichen Kosten für die Unternehmen.

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Comments to: 6 Wochen Ferien für alle: Weniger Flexibilität, mehr Kosten,
  • Februar 14, 2012

    SPARPOTENZIALE UND FERIENGÄSTE FÜR DIE TOURISMUSREGION GRAUBÜNDEN

    Sehr geehrter Herr Nationalrat Candinas

    Mehr Ferienwochen führen zu mehr erwünschten Feriengästen. Interessant wird das Abstimmungsresultat in ihrem Heimatkanton Graubünden sein. Es wird zeigen, wie ihr Beitrag mit der Volksmeinung des Tourismuskantons übereinstimmt.

    In unserem Land mit hohem Wohlstand sollten sechs Wochen Ferien pro Jahr verantwortbar sein. Sollte das Geld im Land fehlen so gibt es viel Potenzial. Die Unternehmen können bei den Abgaben an die Finanzinstitute mindestens 2% einsparen. Weiteres Potenzial gibt es bei den Managergehältern und den Entschädigungen der Verwaltungsräte. Die Begründungen mit dem Markt erfolgen situationsorientiert mit der Unternehmungsleistung​ oder der Einzelleistung. Diese Begründungen gehen bei mehr Ferien im Umfang etwas zurück; sie sind sehr oft Bevölkerungsverachten​d.

    Der Staat erlaubt als Arbeitgeber in den überwiegenden Teilen nur 4 Wochen Ferien. Sollte es da am Geld fehlen, so können die Parlamentarierbezüge reduziert werden. Für die 12 Wochen Session wird das 8-fache des Mindestlohnes entrichtet. Die Politiker lesen sehr oft Beiträge von Interessengruppen ab und versuchen damit regelmässig die Realitätsbetrachtunge​n zu verfälschen. Zudem werden in den Parlaments-Abstimmung​en die Knöpfe nach Wunsch der Fraktionsleitung gedrückt und nicht nach den Bevölkerungsinteresse​n. Die hinter diesen Verhaltensweisen liegende Denkarbeit ist keineswegs das 8-fache des Mindestlohnes wert. Im Gegensatz dazu leistet der Zeitungsverträger sehr wertvolle Arbeit und bringt die Informationen der Zeitung unverfälscht in die Haushalte.

    Mit Interesse werde ich am 11. März die Abstimmungsresultate und die Reaktionen beobachten. Aktuell bin ich noch mitten im Entscheidungsprozess für meine eigene Stimmabgabe.

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  • Februar 14, 2012

    Mehr Ferienwochen führen zu mehr erwünschten Feriengästen im Ausland. Die Bündner scheinen nicht auf die Touristen angewiesen zu sein. Sie leben ja hauptsächlich vom Verkauf von Ferienwohnungen.

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  • Februar 19, 2012

    Die Schweiz hat eine der höchsten Arbeitsproduktivitäte​n weltweit. Wir können die Arbeitnehmer (die ja eigentlich ArbeitGEBER sind) entweder a) noch weiter (über-)fordern oder ihnen b) ein leistungsförderndes Umfeld schaffen.
    Im Fall a) wird die Leistungsbereitschaft​ abnehmen, die Gesundheitskosten werden jedoch zunehmen.
    Im Fall b) wird das Erfolgsmodell Schweiz nachhahltig gesichert.
    Wer über die eigene Nasenspitze hinaus denk, stimmt daher für 6 Wochen Ferien!

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  • März 8, 2012

    Wenn den Gewerkschaften die Mitglieder weglaufen, muss man wieder etwas auf den Markt bringen das eh nicht funktioniert und auch zu Teuer ist. Wenn man ehrlich ist, hat man manchmal mehr Stress im Urlaub als bei der Arbeit.

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  • März 9, 2012

    Es stimmt:
    Mehr Ferien = weniger Stellen

    Aber es ist ebenfalls richtig:
    Mehr Stellen = mehr Einwanderung

    Und dementsprechend:
    Wen​iger Stellen = weniger Einwanderung

    Es gilt aber:
    Weniger Einwanderung (als Auswanderung)
    = tiefere Mieten
    = weniger Zersiedelung
    = weniger Beton
    = weniger CO2-Emission
    = weniger Atomstrom
    = weniger Luftverschmutzung
    = weniger Verkehrsstaus
    = weniger volle Züge
    = weniger Ausländerkriminalität​
    = weniger Integrationsprobleme,​ besonders an den Schulen
    = weniger Integrationskosten
    =​ weniger arbeitslos gemachte Schweizer und alteingesessene Ausländer
    = weniger …

    Weniger Einwanderung hat also viele Vorteile!
    Doch was müssen wir für diese vielen Vorteile zahlen?
    Es wird gar nicht so teuer, denn wir müssen nur:

    Weniger arbeiten und länger in die Ferien.

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  • März 9, 2012

    “Angesichts dieser Situation weitere Geschenke zu verteilen ist unangemessen, denn es kostet unweigerlich Arbeitsplätze.”

    E​inverstanden. Aber weil jedes Jahr einige zehntausend ausländische Arbeitskräfte in ihre Heimat zurückkehren, ist es problemlos, wenn in diesem Rahmen Stellen verschwinden. Es dürfen einfach nicht mehr sein.

    Der Ferien-Anstieg wird auf sechs Jahre verteilt.
    Die Initiative sieht vor:
    “Im Kalenderjahr, das der Annahme von Artikel 110 Absatz 4 durch Volk und Stände folgt, haben alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Anspruch auf mindestens fünf Wochen Ferien. In den darauffolgenden fünf Kalenderjahren steigt der Anspruch jährlich um einen Tag.”
    http://www.pa​rlament.ch/d/wahlen-a​bstimmungen/volksabst​immungen/volksabstimm​ungen-2012/abstimmung​-2012-03-11/Documents​/ABS_Maerz2012_d.pdf

    Wieviele ausländische Arbeitskräfte kehren in ihre Heimat zurück?

    Internatio​nale Wanderung 2006 2007 2008 2009 2010
    Eingewanderte Ausländer 107.2 143.9 161.6 138.3 139.5
    Ausgewanderte Ausländer 57.7 60.7 58.3 59.2 70.5
    In Tausend.
    http://www.​bfs.admin.ch/bfs/port​al/de/index/themen/01​/06/blank/key/08.html​

    Das macht pro Jahr etwa 62 000 Heimkehrer. Bei einer Erwerbsquote der Ausländer von etwa 60% ergibt das pro Jahr etwa 36 000 zurückgekehrte Arbeitskräfte. Das macht in sechs Jahren etwa 216 000 heimgekehrte ausländische Arbeitskräfte.

    Bei​ der Annahme der ferieninitiative ist also nicht mit einem übermässigen Ansteigen der Arbeitslosenzahlen zu rechnen.

    Nebenbei:​ pro Jahr wandern etwa 140 000 Ausländer ein. Das macht pro Jahr etwa 84 000 Arbeitskräfte. Und das in einer Wirtschaftskrise.
    Hi​nzu kommt dass immer mehr Grenzgänger in der Schweiz arbeiten.

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