1. Politisches System

Die rätoromanische Schweiz exisitiert, liebe SVP!

Als Re­ak­tion auf die nicht er­folgte Wie­der­wahl eines Bun­des­rats wurde die In­itia­tive zur Volks­wahl des Bun­des­rats lan­ciert und ein­ge­reicht. Der In­itia­tiv­text über den wir zu be­fin­den haben zeigt die­sen Kon­text deut­lich auf. Es geht den In­iti­an­ten nicht um eine Ver­bes­se­rung un­se­res po­li­ti­schen Sys­tems, son­dern um eine Re­tour­kut­sche für eine er­folgte Ab­wahl. Wie an­ders ist zu erklären, dass die Par­tei, die sonst immer vor­gibt unser föderalistisches Sys­tem zu unterstützen, den Föderalismus aus­ge­rech­net bei der Wahl des Bun­des­rats aus­he­beln will? Die heute gel­tende Re­geln, nach der die Lan­des­ge­gen­den und Sprach­re­gio­nen an­ge­mes­sen berücksichtigt wer­den müssen, fiele nämlich einer Klau­sel zum Op­fer, die die Schweiz in de facto zwei Wahl­kreise teilt, nämlich einen ei­ni­ger­mas­sen La­tei­nisch­spra­chi​­gen und einen Deutsch­spra­chi­gen.​ Das ist ein Ta­bu­bruch. Das ein­zige re­le­vante Kri­te­rium für die Wahl in den Bun­des­rat wäre, neben dem Er­rei­chen der er­for­der­li­chen Stim­men­mehr­heit, die Zugehörigkeit zu einer Sprach­grup­pe. Die re­gio­nale Her­kunft, die Kantonszugehörigkeit,​ das Ge­schlecht, die Ver­tre­tung der Min­der­hei­ten, wel­cher Art auch im­mer, all diese Kri­te­rien spiel­ten keine Rolle mehr. Etwas ist er­freu­lich. Die SVP hat die ita­lie­nisch­spra­ch​i­gen Ge­biete des Kan­tons Graubünden nicht ver­ges­sen. Ich gra­tu­liere den In­iti­an­ten, dass sie an die von den Bündnern sehr geschätzten ita­lie­nisch­spra­ch​i­gen Bündner Südtäler ge­dacht ha­ben.

Als Romontsch/Rätoromane stelle ich hingegen fest, dass meine Sprachgruppe im Initiativtext komplett fehlt. Existiert die rätoromanische Schweiz für die SVP überhaupt? Oder hat man uns für tot erklärt und sieht uns als Teil der deutschsprachigen Schweiz? Da frage ich mich schon, wie kann man unsere sprachliche Minderheit so diskriminieren? Auch wir sind echte Schweizer und keine Manipulationsmasse, die man willkürlich vergessen oder irgendwo zuteilen kann. Wir stehen zur viersprachigen Schweiz und vor allem zu unserer kleinen Sprachgemeinschaft. La Romontschia viva. Ella ei sauna e frestga, vegn denton memia savens negligiada ed emblidada. Quei vala cunzun sin palancau naziunal. Nus Romontschs stuein buca schar plascher quei. Lein batter per nies lungatg mumma. La finala vala: Tgi che sa Romontsch, sa dapli. Ich bin froh, einer Partei anzugehören, welche die Schweiz in ihrer regionalen und sprachlichen Vielfalt kennt und schätzt.

Als überzeugter Anhänger unseres föderalistischen Systems und als Vertreter der kleinsten Sprachgruppe und einer Schweiz die integriert und nicht Gräben schafft, lehne ich diese Initiative klar ab. Die Initiative würde unser politisches System empfindlich stören und einen Graben institutionalisieren,​ den es heute glücklicherweise so nicht gibt, nämlich den zwischen der nach SVP-Kriterien erschaffenen „lateinischen“ Schweiz und der „deutschsprachigen“ Schweiz.

Mit der Initiative würde weiter die absurde Situation entstehen, dass in einer „deutschsprachigen“ Gemeinde wohnhafte italienisch- oder französischsprachige Schweizerinnen und Schweizer nicht als italienisch- oder französischsprachige Kandidaten gewählt werden könnten. Umgekehrt könnten deutschsprachige Kandidaten versucht sein mal eben ihren Wohnsitz in eine französisch- oder italienischsprachige Gemeinde zu verlegen um vom dort herrschenden Bonus zu profitieren. Ich möchte mir nicht vorstellen, was für Diskussionen solche politischen Manöver hervorrufen würden.

Das bisherige System der Bundesratswahl funktioniert bestens. Es hat die Minderheiten vor einer Majorisierung durch die Mehrheiten geschützt. Verhindern wir einen mehrjährigen innerbundesrätlichen Dauerwahlkampf zur Freude gewisser Medien und Parteien und zum Schaden eines funktionierenden Bundesratskollegiums und einer bestens funktionierenden Schweiz. Aus diesem Grund muss diese verfehlte Initiative abgelehnt werden.

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Comments to: Die rätoromanische Schweiz exisitiert, liebe SVP!
  • Dezember 4, 2012

    Herr Martin Candinas, ich war ein überzeugter Anhänger unseres Systems, aber was da bei der Abwahl von Herr Blocher geschah hat nichts mehr mit unserem System zu tun. Noch nie wurde so hinterhältig ein Bundesrat abgewählt. Heute sieht man was aus der Schweiz geworden ist, ein SOZI Staat der auf dem besten Weg ist in den Ruin zu fahren. Unser Sozialsystem wird ausgehöhlt, das Geld ins Ausland verschenkt, während hierzulande bald eine Million Menschen unter der Armut leiden. Herr Candinas für die SVP existiert die ganze Schweiz, leider wird sie von einigen Politiker permanent diffamiert. Kein Wunder wenn man nach einer Volkswahl ruft.

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  • Dezember 4, 2012

    Sehr geehrter Herr Martin Candinas CVP
    Zu meinem bedauern stelle ich immer wieder fest. dass man der SVP Steine in den Weg legt.
    Muss sich die SVP wirklich den anderen Parteien anpassen??? Oder sollten sich nicht mal einige andere Parteien an der Nase nehmen und sich hinterfragen???
    Eine​s steht jedenfalls sicher:
    Solange, sich einige Parteien gegen die SVP stellt, solange wird es unserem Land nicht viel besser gehen.
    Nur, Miteinander ist man stark.
    Schlieslich heisst es ja nicht vergebens: geht es dem Land gut, geht es auch dem Volk gut.

    Freundliche Grüsse

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  • Dezember 4, 2012

    Demokratie ist, wenn alle das machen, was die SVP will.

    Warum sagt die SVP nicht gleich:
    – wir wollen keine Asylanten, was mit den 40 Millionen Flüchtlingen auf der Welt passiert ist uns doch egal
    – wir wollen die Steuern (für die Reichen) soweit senken bis wir nur noch die für Armee und die Bauern reicht
    – wir sind nicht zufällig in der Schweiz geboren, sondern von einer höheren Macht auserkoren über den Europäern, den Linken, den Verarmten in der 3. Welt (natürlich aus eigener Schuld) usw. zu stehen.
    Das wäre zumindest offen und ehrlich.
    Übrigens mit dem Geld, das für die Selbstbeweihräucherun​g vom letzten Sonntag in Biel ausgegeben wurde (von wem wohl?) könnten einige 100 Notleidende ein Jahr überleben.

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    • Juli 19, 2021

      Warum? Hm… Weil die SVP offensichtlich einen besseren Kommunikationsstil pflegt, wie Sie….

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    • Juli 19, 2021

      Dornwittchen im Zwergenland
      ——–​———————​
      Herr Mayer, meinen Sie das? Besserer Kommunikationsstil? Na ja…….

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  • Dezember 4, 2012

    Sehr geehrter Herr Candinas

    Niemand vergisst die rätoromanische Schweiz.

    Ebensowen​ig wird und sollte man vergessen, wie EWS “unkollegial demokratisch mehr als fragwürdig” in ihr heutiges Amt “gehievt” wurde.

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    • Juli 19, 2021

      Nicht vergessen werden sollte auch die Abwahl von Alt-BR Ruth Metzler ….. Doch darüber hat man nicht soooooo laaaaaaaange gesprochen …..

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    • Juli 19, 2021

      Und damals die Nicht-Wahl von Uchtenhagen. Da war alles ok?

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  • Dezember 6, 2012

    Dieser Blog strotzt nur so von Einseitigkeit und Abgabenhoheit. Eine Sprachgruppe von 1%, oder noch weniger, hat man also im Initiativtext vergessen. Auf der anderen Seite ist es dann gar kein Problem, wenn die CVP eine politische Minderheit von 27%, nicht angemessen in Bundesbern an der Macht beteiligt.

    ” Die Ver­tre­tung der Min­der­hei­ten, wel­cher Art auch im­mer, all diese Kri­te­rien spiel­ten keine Rolle mehr.”

    Tatsächlic​h?? Hier sagen Sie es ja selber: Minderheiten, welcher Art auch immer. Ihre Partei berücksichtigt aber nur die Minderheiten, die ihrer Ideologie entsprechen, aber nicht Minderheiten als solche. Eine 1% Minderheit, oder eine 5% Minderheit ( BDP), ist eben nicht das gleiche, wie eine starke Minderheit von 27%. Proportional gesehen erhält dann die Minderheit von 1% sehr viele Subventionen und Hilfen von der übergrossen Mehrheit. Gut so. Aber Sie jammern auf hohen Niveau und vergessen relevantere Minderheiten. So ist es auch die CVP, die schon seit 20 Jahren keinen italienischsprachigen​ Bundesrat zur Wahl verhilft.

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