1. Abstimmungen & Initiativen

«Ich schwöre vor Gott dem Allmächtigen, die Verfassung … “

Am Sonn­tag um 21 Uhr wusste ich es: Ich bin gewählt! Ich lag an drit­ter Stelle der SP-Männer-Liste im Kan­ton Bern und konnte es kaum glau­ben. «Jetzt rasch von der SP-­Zen­trale ins Ber­ner Rat­haus und die of­fi­zi­elle Verkündigung nicht verpassen», dachte ich mir. Doch schon auf dem Weg ins Rat­haus kam die Nach­richt, dass der SP Männer-Liste nur noch zwei Sitze gehören würden. Eine sol­che Ver­mu­tung wurde be­reits am Nach­mit­tag nach einer Hoch­rech­nung im Schwei­zer Fern­se­hen geäussert, dann aber wie­der ver­wor­fen. Und jetzt, was ist jetzt Sa­che?

Zu Tode betrübt stand ich im Rathaus inmitten von Journalistinnen und Journalisten, inmitten bekannter Politikerinnen und Politiker. Alle warteten gespannt auf das Schlussresultat. Dieses würde sich verzögern, hiess es, denn man müsse noch einmal die Resultate der Listenverbindungen kontrollieren. Der dritte SP Männer-Sitz sei ernsthaft gefährdet. Es war kaum mehr auszuhalten.

Eine Stunde später war es dann soweit: Der Berner Staatsschreiber Kurt Nuspliger verlas die Namen der Gewählten: «Liste 3, SP Männer, drei Sitze… Hans Stöckli, Corrado Pardini, Matthias Aebischer.» Die Parteimitglieder fallen mir um den Hals und gratulieren. Ich bin erleichtert wie noch selten in meinem Leben. Der ganze Druck der letzten Stunden, der letzten Wochen, der letzten Monate ist gewichen. Ich habe es geschafft. Fast schwebend beantworte ich die Fragen der vielen Journalistinnen und Journalisten. Es ist wunderbar. Nach 20 Jahren SRF habe ich meinen Job aufgegeben, habe mein Erspartes investiert und bin aufs Ganze gegangen. Und jetzt hat sich dieser mutige Schritt gelohnt. Ich bin stolz.

Schon drei Tage später erhalte ich Post von der Bundeskanzlei. Die Eröffnungssitzung der 49. Legislaturperiode der eidgenössischen Räte beginnt am Montag, 5. Dezember 2011, für den Nationalrat um 14.30 Uhr. Die Eidesformel gemäss Parlamentsgesetz Art. 3 wird lauten: «Ich schwöre vor Gott dem Allmächtigen, die Verfassung und die Gesetze zu beachten und die Pflichten meines Amtes gewissenhaft zu erfüllen.»

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Comments to: «Ich schwöre vor Gott dem Allmächtigen, die Verfassung … “
  • Oktober 27, 2011

    Herr Aebischer,
    Sie sind ja ein richtiger Schatz – zum Knutschen – aber ob Sie wirklich zur Lösung der dringlichen Probleme in unserem Land beitragen können wage ich zu bezweifeln!

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  • Oktober 28, 2011

    Herr Aebischer, natürlich gratuliere ich Ihnen, und ich bewundere
    Ihre Risikobereitschaft. Sie wissen, dass Sie nach meiner Ansicht
    nicht in den Nationalrat gehören, doch bin ich mir bewusst, dass
    so etwas bei der SP, z.T. auch bei der CVP und BDP möglich ist.
    Sie haben nun sozusagen den Platz des abgegangenen R. Lumengo
    eingenommen. Ihrer Partei war vor vier Jahren der Scherz nicht zu
    schlecht, diesen Mann als „Antwort auf Blocher“ zu portieren,
    und die SP-Wähler wählten diesen denn auch prompt. Sie können sich
    nunmehr für die kleinen Leute einsetzen, indes nur vordergründig,
    da Ihnen ja wohl der Internationalismus angelegener sein dürfte;
    die kleinen Leute ihrerseits werden kafkaeskerweise weiterhin die
    SVP wählen.

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    • Juli 19, 2021

      Zitat UG: “Sie haben nun sozusagen den Platz des abgegangenen R. Lumengo eingenommen.”

      Soz​usagen eine logische Fortsetzung: Der eine füllte den Wählern die Wahlzettel aus — der andere dressierte die Wähler mit Schoggi, wie sie die Wahlzettel ausfüllen sollen.

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  • Oktober 28, 2011

    Herr Aebischer, schwören Sie auch vor Gott, dem Allmächtigen? Trotzallem, herzlichen Glückwunsch zur Wahl.

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  • Oktober 28, 2011

    Hallo Herr Aebischer, ich gratuliere Ihnen von Herzen. Jetzt können Sie zusammen mit C.Wermuth “den Kapitalismus überwinden”, die Armee abschaffen, die Schweiz in die EU führen und den dummen Schweizern glauben machen, die PFZ begründe den Wohlstand der Schweiz. Mit letzterem den Genossen an der Werkbank klar machen, dass kein Zusammenhang bestehe zwischen den stolzen Löhnen die seit Jahrzehnten in der Schweiz verdient werden und dem immer stärker um sich greifenden Lohndumping. Um dieses zu verhindern, zusammen mit den Gewerkschaften einen Staat im Staat für die flankierenden Massnahmen aufbauen. Dann sollten Sie auch mithelfen, die Banken ins Eigentum des Staates zu überführen, das Bankkunden-Geheimnis aushebeln und den Finanzplatz Schweiz in die “Binsen” laufen lassen. Die Cüpli-Sozialisten werden die Erfolge begiessen, die Genossen an der Werkbank weiter darben lassen, und die Masseneinwanderung weiterhin als Wohlstandskonzept preisen. Ich weiss, Sie würden lieber etwas anderes hören. Kann ich aber nicht, weil mein Fokus in gesellschafts- und wirtschaftspolitische​n Fragen anders eingestellt ist. Aber trotzdem viele Grüsse und machen Sie’s gut! Kurt Brugger

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  • Oktober 31, 2011

    Guten Tag Herr Aebischer

    Herzliche Gratulation, viel Glück und eine spannende Zeit im Nationalrat.

    Ich wünschte mir einen roten Politiker, der auf seiner Liste die Arbeiter zu oberst positioniert hat und hauptsächlich für diese einsteht. Zudem einer, der den öffentlichen Verkehr unterstützt.

    Liebe Grüsse aus Lostorf, Kurt Nünlist

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    • Juli 19, 2021

      Herr Nünlist, ein heutiger Sozialdemokrat hat den Arbeiter
      auf seiner Liste mitnichten zuoberst positioniert; man tut
      dort zwar noch so, denn man benötigt Wähler, doch die SP realisiert, dass der Arbeiter sich eher der SVP zuwendet.
      Haben Sie denn die Transformation nicht bemerkt, die diese Partei durchgegangen ist? Deren Fokussierung auf das Wohl
      der Arbeiterklasse ist schon längst abgelöst worden – die Zeiten des Willi Ritschards sind definitiv vorbei –, und
      man hat sich auf ganz andere Dinge verlagert, nämlich auf
      globale Gleichschaltung. Der Erhalt der Schweiz ist ihnen
      nicht nur völlig schnuppe, sondern sie streben deren
      Aufgehen in einem grösseren Verband an (die Forderung nach
      dem EU-Beitritt ist das leuchtendste Beispiel). Die SP
      unternimmt alles, um die Stärken der Schweiz, womit sie
      sich zum Ausland noch abhebt, zur Ebnung dieses Wegs abzubauen. Wenn Sie einen SP-Exponenten ansprechen als
      Wahrer der Arbeiterinteressen, so wird er für Sie
      innerlich ein hohles Hohnlachen übrig haben, denn er sieht seine Mission auf höherer Ebene. Ein Sozialdemokrat nach
      Ihren Idealen wird von seinen Genossen als Hinterwäldler belächelt, als der er die tatsächlichen Intentionen seiner Partei nicht erkannt hat; als Stimmenfänger ist er ihnen
      aber immer noch gut genug.

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    • Juli 19, 2021

      Das werden wir noch früh genug erfahren.
      Abwarten und Tee drinken.

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  • November 22, 2011

    Gratuliere, allerdings finde ich Ihr Foto zu unwirklich. Man könnte meinen es handelt sich um einen Schauspieler im Matrix Film. Hoffentlich finden Sie den Modus Vivendi mit den Maschinen in Bern. Allerdings bin ich mir nicht sicher ob Sie auch nur wie alle in Bern einfach der Software gehörig sein wollen.

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  • Dezember 1, 2011

    Na ja, Herr Aebischer, wenn ich Ihren Text lese, kann ich nicht anders als Ihnen zu Ihrem persönlichen Stolz, Ihrem persönlichen Erfolg und zu Ihrem persönlichen Wahlkampf zu gratulieren. Gott dem Allmächtigen werden Sie danken, dass er sie aus diesem persönlichen Stress erlöst hat.
    Mir wäre es allerdings lieber, von den Gewählten zu lesen, welchen Dank sie gegenüber den Wählern empfinden, welche Verantwortungslast sie auf sich zukommen sehen und wie stark ihr Empfinden für das Gesamtwohl unserer Bevölkerung und unseres Staatswesens ist.
    Aber ich lasse Ihnen natürlich die Einstellung, der persönliche Wahlerfolg sei das Wichtigste am Nationalratsmandat. Sie gehören ja zur SP.

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  • Dezember 4, 2011

    Sehr geehrter Herr Aebischer
    Auch Ich drücke Ihnen den Daumen, und werde Sie beim Wort nehmen: Bei Gott dem Allmächtigen.
    Freund​liche Grüsse

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  • Dezember 4, 2011

    Sehr geehrter Herr Aebischer
    Ich hoffe doch sehr, dass Sie die Verfassung und die Gesetze nicht nur beachten, sondern sie auch befolgen! Sonst soll Ihnen Gott der Allmächtige helfen!
    Und bitte nie vergessen, Ihr Chef und Brötchengeber heisst Schweizervolk. 🙂

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  • Dezember 16, 2011

    Zitat MA: “Die Eidesformel gemäss Parlamentsgesetz Art. 3 wird lauten: «Ich schwöre vor Gott dem Allmächtigen, die Verfassung und die Gesetze zu beachten und die Pflichten meines Amtes gewissenhaft zu erfüllen.»”

    Bei einem SP-ler ist das ein Meineid, denn schon durch den von der SP befürworteten EU-Beitritt verletzt er die Verfassung. Durch den Beitritt würde nämlich z.B. die in der Verfassung festgeschriebene Limite bei den 40-Tönnern definitiv uneinhaltbar. Und natürlich verstösst die SP-Politik regelmässig gegen die Interessen der Schweiz(er), also verletzt er auch die Pflichten seines Amtes.

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    • Juli 19, 2021

      Das macht doch nichts, das mit dem Meineid. Den leisten sich doch auch Politiker aller Couleur in der höchsten Executive unseres Landes. Man nennt das Vorbildfunktion!

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  • Dezember 17, 2011

    ALS EHEMALIGER JOURNALIST IM NATIONALRAT

    Sehr geehrter Herr Nationalrat Aebischer

    Ich gratuliere ihnen nachträglich zur Wahl als Mitglied unseres Parlaments. Inzwischen haben Sie bereits zwei Wochen der ersten Session erlebt. So aktiv wie während den Bundesratswahlen wird es künftig nicht immer sein.

    Ihr Wissen und Können als ehemaliger Journalist ist im Nationalrat sehr nützlich. Es gibt aber auch Vorurteile. Wenn Sie im Beruf weiter tätig wären, würde man ihnen den Übergriff in den zwei Gewalten, Parlament und Medien, vorwerfen. Vorübergehend sind Sie nun ein Berufspolitiker. Dies erachte ich ebenfalls als eine unbefriedigende Lösung. Meines Erachtens sollten Sie aus ihrer neuen Position heraus eine umfangreiche Zweit-Tätigkeit annehmen (können) und so mit der Zeit das Spannungsfeld zwischen den zwei Gewalten und dem Status als Berufspolitiker wieder verlassen.

    Nun wünsche ich ihnen eine gute Legislatur und dass Sie selbst eine grosse Zufriedenheit empfinden, indem Sie sich für unser Land in geeigneter Weise einsetzen.

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  • Februar 19, 2012

    Hallo Herr NR Aebischer, in Ihrer Partei gibt es auch welche, die schwören nicht vor Gott dem Allmächtigen. Für uns Bürger und Wähler, die in unserer christlichen Kultur erzogen wurden und gross geworden sind, ein Anblick der uns nachdenklich stimmt. Gespannt bin ich, wie lange es noch gehen wird, bis entweder die Abschaffung durch die SP thematisiert wird, oder die Religions-freiheit in die Anrufung von Allah und Buddha mündet.

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