Es gibt bei uns wohl nichts Konsistenteres als die Inkonsistenz unserer Stundenpläne. Sie sehen aus wie Bilder von Wettersatelliten und sind weltweit einmalig. Seit Generationen bilden sie DIE Herausforderung für Eltern. Schon meine Mutter kam an den Anschlag mit ihren vier Kindern und dies zu einer Zeit als eine Hausfrau kaum auf die Idee kam, sie wolle neben der Familienarbeit noch einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Vereinbarkeit war in diesem Zusammenhang ein unbekanntes Wort.
Welches Land hat solche Stundenpläne? In welchem Land schickt man die ersten Kinder um acht Uhr zur Schule, die zweiten um neun Uhr, die dritten um zehn Uhr, zu einem Zeitpunkt, in welchem die ersten schon wieder nach Hause kommen, die dann um zwei Uhr wieder hinmüssen, während die zweiten und die dritten am Nachmittag schulfrei haben? Was die Vereinbarkeit von Familienarbeit und Erwerbsleben betrifft, sind unsere Stundenpläne gnadenlos. So gnadenlos wie Arbeitszeiten in Unternehmen. Nur dass unterdessen sogar Arbeitgeber mehr Erbarmen zeigen und flexiblere Arbeitszeitmodelle anbieten. Wohl weil sie selbst auch Eltern sind. Und Eltern wissen: Sie haben sich nach den Schulzeiten zu richten und nicht umgekehrt. Warum? Darum!
Viele Gemeinden bemühen sich in aufwändiger Ergänzungsleistung zur Schule mit Hilfe von Privatpersonen eine Tagesbetreuung hinzubiegen, die absolut lobenswert ist. Doch in den Genuss einer solchen zu kommen, hängt vom Zufall ab, was den Aargauischen Lehrerverband dazu bewogen hat, eine Initiative einzureichen, welche von allen Gemeinden die Sicherstellung ausreichender Tagesstrukturen verlangt. Stossend an dieser Initiative ist weniger das Obligatorium, stossend sind die hohen Kosten und der fehlende Beitrag der Schulen selbst an einer zeitgemässen Tagesbetreuung mit familienfreundlichen Stundenplänen.
Denn diese bilden eine Schlüsselrolle bei der Vereinbarkeit von Familienarbeit und Erwerbsleben. Deshalb hat die CVP Aargau eine Interpellation eingereicht und will vom Regierungsrat wissen, ob er gewillt sei unsere Stundenpläne endlich der heutigen Zeit anzupassen und die Schulen zu einer familienfreundlicheren Tagesgestaltung zu verpflichten. Oder ob er wenigstens bereit sei, im Aargau flächendeckend Blockzeiten einzuführen. Allein letzteres wäre schon ein Gewinn.
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide commentsBlockzeiten? Womöglich gleitende Schulstunden? Oder hab ich da was falsch verstanden?
In heutiger Zeit wo immer höhere Anforderungen gestellt werden, wenn Schüler in die Erwerbstätigkeit entlassen werden, sollte man sich eher überlegen, ob man die Schulstunden nicht aufgrund der Klasse in Schritten erhöhen sollte. Lehrstoff wird immer umfangreicher (oder sollte zumindest), Anforderungen nach Schulende steigen – wollen wir unsere Kinder wirklich als “Weichlinge” in die Wirtschaft gehen lassen?
Es wäre vermutlich logischer, die Schulstundenmenge zu erhöhen, damit die Menge des Schulstoffes nicht in weniger Zeit “eingetrichtert” werden muss. Der “Druck” reduziert sich pro Zeiteinheit und ein effektives Lernen wird ermöglicht. Nicht einfach ein Fach überfliegen und den Rest soll man zu Hause machen.
Aber es scheint mir, dass man unsere Kids schon in Schulzeit zu gestressten Menschen erziehen muss und will.
Sinnvoll wäre, wenn alle Leute, die in einer Schule mitmachen, direkt oder indirekt – nicht nur Lehrer und Schulleitung, auch Kinder und Eltern – in jeder Schule individuell Lösungen finden können.
die wichtigste Massnahme wäre, die Mitbestimmung von Kindern und Eltern erst zu entwickeln in Pilotprojekten, und dann institutionell zu verankern.
Entscheide müssen wo immer möglich von jenen gefällt werden, die direkt betroffen sind, dort, wo es passiert.