Die Mobilitäts-, Konsum- und Aktivitätseinschränkungen in der Coronakrise zeigen deutlich, welch grosser Anteil der Wahlbedarf (nice-to-have) in unserer westlichen Gesellschaft unterdessen eingenommen hat. Jene Branchen, welche solchen Wahlbedarf erfüllen, haben am meisten unter diesen Einschränkungen zu leiden. Viele in diesen Branchen, die jahrelang über den Sozialstaat geschimpft haben, machen jetzt die hohle Hand.
Branchen des Grundbedarfs (systemrelevant) hingegen, welche die physiologischen und die Sicherheitsbedürfnisse abdecken, erfüllen ihre Aufgaben weiterhin mit nur leichten Behinderungen.
Ganz ähnlich dürfte sich die Situation bei einer normalen Konjunkturabschwächung präsentieren. Wer Eigenverantwortung hoch hält, muss sich deshalb die Frage stellen, ob es nicht für jene Branchen, die krisen- und konjukturanfällig sind, sinnvoll wäre, dafür obligatorische Reserven oder Versicherungen vorzuschreiben, damit der Staat nicht jedesmal als Notretter bemüht werden müsste.
Es könnte sich für die Leute, die in den Branchen der Wahlbedarfsdeckung arbeiten, auch lohnen, sich eine Stelle in Branchen der Grundbedarfsdeckung zu suchen. Da sind einmal jene Berufe, wo man sich die Hände schmutzig machen muss (Handwerk, Bau, Autogewerbe, Landwirtschaft, etc.) oder wegen Kundenkontakten oder Arbeitszeiten (Gesundheitswesen, Detailhandel, Polizei, Transport, Post, etc.) unbeliebt sind. Dann gibt es aber auch offene Stellen in kundenfernen Branchen (Online, Call-Center, Informatik, Lager)
Eine Umlagerung von Branchen der Wahlbedarfsdeckung in jene der Grundbedarfsdeckung wäre sogar vielfach mit einem Beitrag zum Klimaschutz verbunden (z. B. Flugbranche).
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