Am 6. Januar verehrt die römisch-katholische Kirche heute drei “Könige” als Heilige. An diesem Datum wurde ursprünglich die Geburt eines Jesus, dessen Existenz aber nicht durch Primärquellen bestätigt werden kann, gefeiert. Diese Geburtstagsfeier wurde 432 nC von der römisch-katholischen Staatskirche auf den 25. Dezember verlegt: Der 25. Dezember des julianischen Kalenders deckte sich nun mit dem 6. Januar des gregorianischen Kalenders.
U. a. die göttliche Zeugung und die Geburt eines nichtadligen Halbgottes, der vorerst den adligen Hohen Priester von Roms Gnaden ersetzen sollte, kommen nur in seiner biblischen Hagiographie vor. Sie stellt eigentlich sein Bewerbungsprofil dar: Damit sollte zunächst sein göttliches Anspruchsrecht auf dieses Amt untermauert werden. Das wurde in der Antike jedenfalls so verstanden.
Im Neuen Testament ist ausserdem von einer unbestimmten Anzahl von namenlosen “Magiern” (altgiechisch Μάγοι, Magoi) die Rede, nicht von “Königen”, welche Jahr, Tag und Ort der Geburt dieses Befreiers des von Rom unterdrückten jüdischen Priestertums voraussagten. – Magier ist seit dem 4. Jh. vC eine altiranische Bezeichnung für zoroastrische Priester. Es handelte sich offenbar um Astronomen, welche die Ankunft des bereits seit 240 vC bekannten sehr lichtstarken Halley’schen Kometen auf den 11. Oktober 12 vC vorausberechnet hatten. Eine solche gewaltige Himmelserscheinung wurde in der Antike u. a. mit der Geburt eines Königs in Verbindung gebracht.
Die in dieser Geburtslegende vorkommenden biblischen Personen sind nicht historisch, haben also nicht gelebt. Zwei Ausnahmen: Kaiser Augustus, der von 27 vC bis 14 nC an der Macht war, und Herodes Antipas, der in Judäa bis 39 nC regierte. Auch alle weiteren Angaben entstammen einer ausufernden Legendenbildung, auf der seit dem späten 3. Jahrhundert die römisch-christliche Theologie aufbaut. Die drei “Könige” und deren Vornamen Caspar, Melchior und Balthasar werden erstmals im 6. Jahrhundert erwähnt. Es gibt keinen historischen Anlass, am 6. Januar dieser drei “Könige” zu gedenken. Historisch sind jedoch die Durchgangsdaten des Halley’schen Kometen:
25. Mai 240 vC
13. Oktober 164 vC
6. August 87 vC
11. Oktober 12 vC
26. Januar 66
22. März 141
18. Mai 218
20. April 295
16. Februar 374
28. Juni 451
27. September 530
15. März 607
3. Oktober 684
21. Mai 760
28. Februar 837
19. Juli 912
6. September 989
21. März 1066
19. April 1145
29. September 1222
26. Oktober 1301
11. November 1378
10. Juni 1456
26. August 1531
27. Oktober 1607
15. September 1682
13. März 1759
16. November 1835
20. April 1910
9. Februar 1986
28. Juli 2061 (= Berechnung)
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Kommentare anzeigen Hide commentsDie Bezeichnung der Astronomen als \”Könige\” und die Anzahl 3 wurde im 3. Jahrhundert vom ersten lateinischen Kirchenschriftsteller Tertullian (ca. 250 bis ca. 220 nC) erfunden: Weil ihnen in der Legende des NT eben drei wertvolle Geschenke – Gold, Weihrauch und Myrrhe – zugeordnet werden, nahm er auch drei Schenkende an. Als Namen kommen in lateinischen Schriften ab dem 7. Jahrhundert Variationen u. a. von Caspar, Melchior und Balthasar vor. Die Bedeutung:
Caspar: der Schatzmeister
Melchior: königliches Licht
Balthasar: schütze mein Leben
Diese 3 \”Könige\”, die auch nie gelebt haben, wurden später (noch ohne Heiligsprechungsverfahren) heiliggesprochen. Als erster durch eine Kanonisierung bestätigter Heiliger gilt erst Ulrich von Augsburg. Dessen Heiligsprechung soll am 3. Februar 993 von Papst Johannes XV. verkündet worden sein.
Die Geburt des biblischen \”Jesus\” ist eine Legende. Mit den \”Magiern aus dem Osten\” sind offensichtlich Angehörige einer babylonischen Priesterkaste gemeint, die Astronomie auf verblüffend hohem Niveau betrieben. 1925 fanden Archäologen im Irak eine Keilschrifttafel, auf der astronomische Ereignisse des Jahres 7 vC vorausberechnet sind. Die Tafel sagt ein nahes Zusammenstehen der Planeten Jupiter und Saturn voraus. Die Geburtslegende bezieht sich auf die tatsächliche dreifache Jupiter-Saturn Konjunktion am 27. Mai, 6. Oktober und 1. Dezember im Jahr 7 vC und passt gut in diese Legende. Zur politischen Vorbereitung dieses \”Jesus\” als Nachfolger des von den Römern gotteslästerlich eingesetzten Hohen Priesters gehörte u. a. die Nomination Jesu durch diese Sternekonjunktion des jüdischen Gottes.