1. Bildung & Forschung

Jugendliche wissen erschreckend wenig über Politik

Die po­li­ti­sche Bil­dung muss in den Lehrplänen eine sehr viel grössere Rolle spielen!

Bedauerlicherweise ist das Interesse an politischen und gesellschaftlichen Themen sowie die Bereitschaft, sich dafür aktiv einzubringen, bei jungen Schweizern ziemlich gering. Der Bericht „Citizenship and Education in 28 Countries“ von 2001 und die 2006 durchgeführte Studie der Pädagogischen Hochschulen Bern, Zürich und Aargau zeigen auf, dass es um den Kenntnisstand in den Bereichen Politik und Staatskunde bei vielen Schülern und Schülerinnen nicht gut bestellt ist.

 

Kaum Interesse an Politik

Insgesamt wurden in dem Bericht 3‘100 der 14- 15-Jährigen aller Sprachregionen befragt und die Ergebnisse wurden mit denen anderer Industrieländer verglichen. Und diese sehen besorgniserregend aus: sowohl das politische Wissen als auch das Engagement für politische oder teilpolitischen Organisation sowie die zukünftigen Partizipationsabsicht​en sind bei uns im internationalen Vergleich nur schwach ausgeprägt. Auch das Politikinteresse der Schweizer Jugendlichen fällt unterdurchschnittlich​ aus. Auf der anderen Seite stuften diese die staatlichen Institutionen als sehr verlässlich ein. Dem als positiv empfundenen politischen System steht also eine Gleichgültigkeit hinsichtlich der eigenen politischen Beteiligung gegenüber.

 

Direkt​e Demokratie lebt von der politischen Beteiligung

Dabei ist eine diesen Themen aufgeschlossene Jugend für die Zukunft einer Demokratie im Allgemeinen, aber für die Schweiz als direkte Demokratie im Besonderen, von grosser Bedeutung. Denn unsere direkte Demokratie ist nur so gut, wie sie von den Bürgern auch genutzt wird!

 

Partizipati​onsmöglichkeiten und Staatskundeunterricht​ müssen gefördert werden

Der Grundstein für die politische Partizipation wird u.a. in der Schule gelegt. Neben dem Unterricht bietet die Schule zum Beispiel durch die Teilnahme am Klassenrat oder durch die Förderung von Jugendparlamenten die Möglichkeit, demokratische Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben. Trotz der Notwendigkeit wird der politischen Bildung oft nicht der Stellenwert zugeschrieben, den sie bräuchte. Ferner wird die Möglichkeit der aktiven Partizipation viel zu wenig genutzt. Ein Blick auf die Studie bestätigt dies, denn beim Thema schulische Partizipation steht die Schweiz auf dem drittletzten Platz. Dabei kann der Prozess der politischen Meinungsbildung durch einen gezielten Unterricht erlernt werden. Zu diesem Zweck werden das Lehrmittel „Politik und Demokratie leben und lernen“ und das webbasierte Lerntool Politikzyklus (www.politikzyklus.ch​) angeboten. Erste Erfahrungen mit den Tools zeigen positive Ergebnisse.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht nachvollziehbar, warum politische Bildung in den kantonalen Lehrplänen der Volksschulen nur schwach implementiert ist. Auch beim Deutschschweizer Lehrplan, dessen Grundlagen jetzt verabschiedet sind, spielt die politische Bildung nur eine minderwertige Rolle.

Hier besteht meiner Meinung nach dringend Verbesserungsbedarf. Gerade für uns in der Schweiz muss die politische Bildung ein sehr hohes Gut sein.

 

 

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide comments
Comments to: Jugendliche wissen erschreckend wenig über Politik
  • April 26, 2011

    Stimmbeteiligung: Eine politische Zeitbombe?

    Die durchschnittliche Stimmbeteiligung in der Schweiz liegt bei 45%. Bei emotional aufgeladenen Abstimmungen (z. B. Minarett- oder Ausschaffungsinitiati​ve) steigt sie über 50%. Das führt oft zu überraschenden Ergebnissen, die mit den Mehrheiten im Bundesrat und Parlament nicht übereinstimmen. Wie wären wohl die Resultate, wenn die rund 50% Stimmabstinenten durch eine Kampagne angestachelt auch zur Urne gingen? Das könnte zu politischen Turbulenzen führen. Mit der Emotionalisierung eines Themas lassen sich neue Partei-Anhänger und Abstimmende gewinnen. Nur mit der politischen Bildung der breiten Bevölkerung (Staatskunde-Unterric​ht), die zu einer insgesamt höheren politischen Beteiligung führen sollte, lassen sich überraschende Abstimmungsergebnisse​ vermeiden. Oder brauchen wir etwa wieder den Stimmzwang?

    Kommentar melden
  • April 26, 2011

    Wo bleibt das Thema Jugend und Politik?

    Die Politikerinnen und Politiker setzen sich vehement für die Musik-, Sport-, Kultur- und Gesundheitsförderung unserer Jugend ein. Von der Förderung der staatspolitischen Bildung, vom Wecken des Interesses an der Politik hört man hingegen aus Politkreisen wenig. Muss man erst alt werden, um in der Politik, wo die wesentlichen Weichenstellungen für unsere Gesellschaft getroffen werden, kompetent mitreden zu können? Hat man Angst vor einer ungestümen, politisch aktiven Jugend?

    Kommentar melden
  • April 26, 2011

    Miserable Wahlbeteiligung der Jungwählerinnen und Jungwähler: Versagen des staatsbürgerlichen Unterrichts!

    Die kürzlich veröffentlichte Statistik über die Wahlbeteiligung der Jungwählerinnen und Jungwähler hat eine starke Unterbeteiligung dieser Alterskategorie gezeigt. Diese Tatsache hat verschiedene Gründe: Konzentration auf die Ausbildung; andere Interessenschwerpunkt​e wie Sport, Musik, FreundIn, Gründung einer Familie; mangelnde Erfahrung und Einsicht in das politische Geschehen. Offenbar hat auch der staatsbürgerliche Unterricht an den Schulen die politische Beteiligung der Jungen nicht zu heben vermocht.

    Was wird doch alles für Wissensballast in die Schülerinnen und Schüler getrichtert, zu dem im späteren Leben kein Bezug mehr hergestellt wird. Vom politischen Geschehen ist aber jedermann und jede Frau vielfach unmittelbar betroffen; hier sollten möglichst viele möglichst kompetent mitentscheiden. Der heutige staatsbürgerliche Unterricht beschränkt sich aber oft nur auf die Vermittlung von trockener Materie in Form von Institutionskenntnis und Funktionsabläufe; so kann kein Engagement für unsere Staatsform wachsen. Es gilt, die politische Auseinandersetzung an Fallbeispielen zu erklären und die Schülerinnen und Schüler im politischen Werten zu üben. Diese Aufgabe kann für die Lehrenden natürlich heikel werden, da bei politischen Themen immer Einmischung der Eltern und/oder der Schulaufsicht droht. Die Zuweisung dieser Bildungsaufgabe an die Eltern ist aber eine Ausrede, da sich ja viele Eltern auch nicht politisch engagieren. Die politische Urteilsbildung muss in unseren Schulen endlich so unterrichtet werden, dass das Engagement der Jungen wieder spürbar wird. Das sind wir unserer Demokratie schuldig.

    Kommentar melden

Kommentar schreiben

Neuste Artikel

  1. Finanzen & Steuern
NEIN zur Individualbesteuerung: Splitting-Modell ist tauglicher zur Abschaffung der Heiratsstrafe. Die Heiratsstrafe gehört zwar endlich abgeschafft – aber nicht via Individualbesteuerung. Die Individualbesteuerung ist extrem kompliziert und bestraft den Mittelstand. Die Individualbesteuerung würde auf einen Schlag 1.7 Millionen zusätzliche Steuererklärungen auslösen, die alle bearbeitet und kontrolliert werden müssen. Damit wären in der ganzen Schweiz weit mehr als 2’000 neue Steuerbeamte nötig, die keine zusätzliche Wertschöpfung bringen, aber die Staatsquote zusätzlich erhöhen würden. Doch auch auf anderen Ämtern würde der administrative Aufwand stark steigen. Hinzu kommt: Die Individualbesteuerung privilegiert die Aufteilung der Erwerbstätigkeit zu je 50%. Ehepaare, die eine andere Aufteilung wählen, werden durch die Progression steuerlich massiv benachteiligt. Dies wäre ein Angriff auf den Mittelstand. Die Individualbesteuerung ist nicht praxistauglich. Mit dem SPLITTING haben wir eine Lösung, die sich bereits in zahlreichen Kantonen bewährt hat. Sie ist unkompliziert und schafft keine neuen Ungerechtigkeiten. Diese Lösung zur Abschaffung der Heiratsstrafe kann problemlos auch bei der direkten Bundessteuer eingeführt werden.
  1. Wirtschaft
Warum so viele Beschwerden gegen Planungen und Baugesuche? Um das Bauen in der Schweiz voranzutreiben, hat der Bund via Raumplanungsrecht die Vorgaben an die für die Raumplanung zuständigen Kantone so verschärft, dass diese gezwungen sind, diesen Druck via Richtplanung an ihre Gemeinden weiterzugeben. Diese müssen dann die kantonalen Vorgaben in ihrer Ortsplanung umsetzen. Wer sich gegen Bauvorhaben erfolgreich wehren will, muss dies heute auf der Ebene des Baugesuchs tun. Das wird leider von offizieller Seite dann einfach als Querulantentum abgetan. Warum so viele Beschwerden gegen Planungen und Baugesuche? Um das Bauen in der Schweiz voranzutreiben, hat der Bund via Raumplanungsrecht die Vorgaben an die für die Raumplanung zuständigen Kantone so verschärft, dass diese gezwungen sind, diesen Druck via Richtplanung an ihre Gemeinden weiterzugeben. Diese müssen dann die kantonalen Vorgaben in ihrer Ortsplanung umsetzen. Wer sich gegen Bauvorhaben erfolgreich wehren will, muss dies heute auf der Ebene des Baugesuchs tun. Das wird leider von offizieller Seite dann einfach als Querulantentum abgetan.

Bleiben Sie informiert

Neuste Diskussionen

Willkommen bei Vimentis
Werden auch Sie Mitglied der grössten Schweizer Politik Community mit mehr als 200'000 Mitgliedern
Tretten Sie Vimentis bei

Mit der Registierung stimmst du unseren Blogrichtlinien zu