„Eine Bank lebt von den schlech­ten Geschäften, die sie unterlässt.“ Diese Aus­sage eines be­kann­ten deut­schen Ban­kiers ver­gan­ge­ner Zei­ten hat sich lei­der zu wenig nach­hal­tig in die Köpfe späterer Ge­ne­ra­tio­nen eingeprägt. So brachte sich bei­spiels­weise die UBS mit USA-Geschäften in enorme Schwie­rig­kei­ten. Sie hätte diese wohl bes­ser un­ter­las­sen; denn die Zeche wurde teu­er.

Im Nachhinein ist man immer schlauer, hätte man meinen können. Denn für alle anderen Banken, die möglicherweise vergleichbare Aktivitäten auf dem Kerbholz hatten, konnte es nur eine vernünftige Lehre aus diesem Fall geben: Möglichst schnell das Haus in Ordnung bringen und unbedingt vermeiden, in die gleichen Schwierigkeiten zu kommen.

Die gegenwärtige Realität zeigt nun, dass teilweise genau das Gegenteil passiert ist. Verschiedene andere Banken haben tatsächlich das von der UBS hinterlassene „Geschäftsfeld“ besetzt und aktiv amerikanische Steuerhinterzieher angeworben; darunter insbesondere auch Kunden, von denen sich die UBS trennen musste.

Solche dreisten Schlaumeiereien sind – gelinde gesagt – unverständlich und realitätsfremd. Es ist mit gesundem Menschenverstand nicht nachvollziehbar, dass nach der ganzen Vorgeschichte rund um die UBS deren Fehler bewusst multipliziert wurden.

Das ärgert mich als Politiker, weil jetzt wieder der Staat die Suppe auslöffeln soll und sich diejenigen in der Opferrolle zu verstecken versuchen, welche die Suppe versalzen haben. – Liberalismus ist nicht so zu verstehen, dass man immer nur dann den Schutz des staatlichen Windschattens sucht, wenn Mist gebaut worden ist, während man sonst auf Nichteinmischung des Staats plädiert.

Und es ärgert mich als Bankangestellter, weil einmal mehr eine kurzfristig orientierte Minderheit die ganze Branche in Verruf bringt und damit unseren wirtschaftlich wichtigen Finanzplatz in ein negatives Licht stellt. Während ein paar wenige Schlaumeier sämtliche Grundsätze von verantwortungsvollem Unternehmertum mit Füssen treten, dürfen Zehntausende von soliden und zuverlässigen Bankangestellten in der Schweiz dies dann tagtäglich ausbaden. Pauschalurteile sind auch hier nicht angebracht. Dass sie aber trotzdem gefällt werden, ist kaum zu vermeiden und aus emotionaler Sicht verständlich.

 

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Comments to: Schlaumeiereien
  • Februar 26, 2012

    Herr Landolt, Sie sprechen von der Bank Wegelin !? Wenn dem so ist, warum nennen Sie das Kind nicht beim Namen? Indem Sie es nicht tun bringen Sie selbst die ganze Branche in Verruf.

    Welche “Suppe” musste der Staat bei der Bank Wegelin auslöffeln ? Da muss ich etwas verpasst haben…. Oder reden Sie eventuell hier wieder von etwas anderem, nämlich von der Eurokriese und der Beteiligungen der Banken an Staaten wie Griechenland ?

    Sie müssen schon konkreter werden – ansonsten sind Sie der Absender von den Pauschalurteilen, von welchen Sie nichts wissen wollen.

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    • Juli 19, 2021

      Wegelin ist ja nicht die einzige Bank, die ehemalige US-Kunden übernommen hat.

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    • Juli 19, 2021

      Das ist anzunehmen. Aber ein US-Kunde ist nicht automatisch ein Steuerbetrüger. Wegelin scheint jedoch die Problemfälle mit offenen Armen empfangen zu haben.

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  • Februar 27, 2012

    Grüezi Herr Landolt, Sie fallen mir auf, wie Sie in Ihren Bloggs Positionen vertreten, die auf den ersten Blick attraktiv sind, aber bei näherer Betrachtungsweise Zweifel aufkommen lassen. Einerseits an deren Richtigkeit, andererseits an der Integrität des Verfassers.

    Ihr seinerzeitiger Auszug aus der SVP mit Ihrem Spezie Grunder, hat Ihre Glaubwürdigkeit nicht beförderlich beeinflusst. Ihre Schlaumeiereien welche Sie monieren, sind zum Teil richtig, aber die Bank Wegelin hat den Staat in keiner Weise beansprucht, sondern eigenverantwortlich gehandelt.

    Dagegen hat die Bank, für welche Sie heute tätig sind, mit der US Tochter happige Mauscheleien betrieben.

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  • März 13, 2012

    Lieber Herr Landolt, als (Kader)-Mann der UBS würde man besser schweigen, wenn es um “verantwortungsbewus​stes Unternehmertum” geht. Die UBS unter M. Ospel war es, die durch verantwortungsloses Handeln riesige Geschäfte mit US-Schrottpapieren machte und US-Bürger aktiv zur Steuerhinterziehung und zum Steuerbetrug anstiftete. Die SNB hat zum Glück einige der ehem. Schrottpapiere verkaufen können (noch nicht alle) und die anderen UBS-Machenschaften sind gerade daran zur grössten Schweizer Bankenkrise seit Menschengedenken zu führen mit Verlust des Bankkundengeimnisses,​ mit Bankenzerschlagung und Milliardenbussen. Alles das wegen der UBS unter M. Ospel.

    Meinen Sie wirklich, Sie seien befugt, hier den Moralfinger zu erheben ? Machen Sie doch stattdessen mal einen guten Vorschlag, wie man BR Sommaruga in ihrem Kampf gegen das Asylchaos unterstützen könnte.

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