Griechenland hat entschieden, erstmals seit der Gründung des modernen griechischen Staates im Jahre 1832, seine Beamten und Staatsbediensteten zu zählen. Es soll herausgefunden (!) werden, wie viele Beamte und Staatsbedienstete vom Finanzministerium bezahlt werden. Dabei sollen sich diese per Internet melden und genau beschreiben, welche Arbeit sie verrichten, wo sie arbeiten und wie viel sie verdienen. Wer sich nicht bis zum 23. Juli gemeldet hat, wird nicht mehr bezahlt.
Was sich zuerst wie ein Aprilscherz liest, wird von der griechischen Presse als einen der wichtigsten Schritte im Kampf gegen den “bürokratischen Wasserkopf” bezeichnet. Endlich werde geklärt, wer was in diesem Staat macht. In der Tat wurden Verwaltungsjobs in Ämtern und Behörden in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten in Griechenland oft freizügig vergeben, auffällig oft nach Wahlen. Unbefristete Arbeitsplätze wurden über Beziehungen teilweise wie Geschenke verteilt.
In der Schweiz ist etwas Vergleichbares weder denkbar noch angebracht… Oder etwa nicht? – Auf keinen Fall möchte ich hier in den Gesang derjenigen einstimmen, welche immer wieder unsere Verwaltung pauschal verurteilen und gebetsmühlenartig das Klischee der gemeinhin bekannten Beamtenwitze bewirtschaften. Zu Unrecht, denn dafür habe ich zu viele Verwaltungsangestelle kennen und schätzen gelernt, die Tag für Tag hervorragende Arbeit leisten.
Und doch hätte die Grundüberlegung hinter der griechischen Beamtenzählung zugegebenermassen einen gewissen Reiz. Bei einer derart grossen Anzahl an Mitarbeitenden ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sparpotenzial brach liegt. Dies gilt nicht nur für die Verwaltung, sondern für alle Unternehmen ab einer bestimmten Grösse. Und es müsste insbesondere im Interesse der motivierten und engagierten Mitarbeitenden liegen, dass diejenigen ins Scheinwerferlicht gelangen, welche sich gelinde gesagt ausgesprochen diskret verhalten und so das Beamtenklischee verantworten.
Die grosse Herausforderung aus Sicht eines Parlaments ist es, dabei den Hebel am richtigen Ort anzusetzen. Ein ParlamentDas Parlament ist in demokratischen Verfassungsstaaten die V... kann über Budget und Finanzplan entsprechende Kürzungen beschliessen, muss es dann aber der ExekutiveDie Exekutive ist in der Gewaltenteilung eine der drei Staat... überlassen, dies in konkrete Einzelmassnahmen umzusetzen. Und die Erfahrung bei solchen “Sparübungen” zeigt, dass letztlich im Sinn der Opfersymmetrie überall gleichmässig eingegriffen wird. Dies hat zur Folge, dass potenzielle Wasserköpfe verschont werden, während andere zusätzlich dafür bestraft werden, dass bereits haushälterisch mit Ressourcen umgegangen worden ist. – Völlig falsch! Denn wer die Schlechten schont, straft die Guten.
Genau deshalb fordern bürgerliche Finanzpolitiker vom BundesratDer Bundesrat der Schweiz bildet die Exekutive bzw. Regierun... schon seit längerer Zeit eine Aufgabenüberprüfung, nicht zu verwechseln mit einer Ausgabenüberprüfung. An der Stelle von pauschalen Rundumschlägen müsste ernsthaft die Frage gestellt werden, ob wirklich sämtliche Tätigkeiten und Aufgabengebiete noch in ihrem ursprünglichen Sinn notwendig sind. Doch dazu muss man diese Aufgabenpakete zuerst einmal kennen und beurteilen. Und dies ist offensichtlich selbst für Bundesräte nicht ganz einfach und überschaubar… – Würde eine Beamtenzählung à la Griechenland vielleicht doch ein paar wertvolle Indizien liefern..?
Übrigens: Kurz nach Beginn der Beamtenzählung in Griechenland brach die Registrations-Website zusammen.
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Kommentare anzeigen Hide commentsIch stimme diesem Beitrag grundsätzlich zu. Es sollte generell mal geprüft werden, ob in unseren Verwaltungen “richtig” gearbeitet wird. “Falsch” heisst nicht, dass der einzelne Mitarbeiter seine Arbeit nicht richtig macht. “Falsch” heisst, dass die Prozesse nicht richtig definiert sind. Ich glaube sogar, dass die Leute die prozesstechnisch in einem etwas problematische Bereich arbeiten sogar sehr gut arbeiten. Sie müssen nämlich sicherstellen, dass ihre Arbeit als nützlich gewertet wird.
Was heisst das nun?
In unseren Verwaltungen müssen die Prozessabläufe analysiert werden. Nach der Analyse müssen zusammen mit den Mitarbeitern die Prozesse neu definiert werden. Dies ist die schwierigste Aufgabe, da dies jeden Arbeiter persönlich betrifft. Ich habe dies vor ein paar Jahren in einer Grossfirma gemacht und es war sehr sehr schwierig. Schlussendlich hat sich das aber positiv für die Firma und deren Kunden ausgewirkt. Für die Verwaltung würde die Arbeit überschaubar und für die Bürger würde die Arbeit mit der Verwaltung einfacher.
Dies würde eventuell den Beamtenapparat verkleinern und somit Arbeitsplätze kosten. Es würde aber die Wirtschaft ankurbeln und dort Arbeitsplätze schaffen.
Jedenfalls wäre es ein Versuch wert.
Der Ansatz ist gut, nur fehlt mir der Glaube. Das verspricht so ungefähr jeder bürgerliche Regierungsrat im Wahlkampf. Zwar werden jeweils Reformern eingeleitet, doch kriegt alles nur einen neuen Anstrich, vereinfacht wird nichts. Im Kanton Zürich war Frau Diener (heute GLP) die einzige Regierungsrätin die wirklich vereinfacht, abgebaut und gespart hat.
Betrifft ALV
Und wieder einmal muss der kleine Mann die ganze Suppe auslöffeln, den die Macht.-+ Geld-
gierige Polit.-+ Wirtschafselite produziert hat; und weiterhin produziert.
Wir sind die Betroffenen und werden wieder gezwungen zu blechen und die Verursacher schleichen sich davon.
Das Perfide ist, dass “diese” uns weismachen, dass wir Schuld sind!