Selten hat eine Motion in den Medien solch hohe Wellen geworfen, wie die Motion «Verbot von Knebelverträgen der Online-Buchungsplattformen gegen die Hotellerie» von CVP-Ständerat Pirmin Bischof. In der Herbstsession hat der Nationalrat wie zuvor der Ständerat diese Motion überwiesen. Sie verlangt ein Verbot von Knebelverträgen zwischen Online-Buchungsplattformen und Hotels. Die heutigen Verträge zwingen die Hotelbetreiber auf den eigenen Websites keine günstigeren Angebote anzubieten, als auf der Buchungsplattform. Kurzfristige Aktionen können so nicht durchgeführt und auch mit tieferen Preisen kann auf der eigenen Website nicht geworben werden.
Mit einer Gesetzesänderung soll es den Hotels künftig möglich sein, günstigere Angebote auf den eigenen Plattformen anzubieten. Sie sollen damit mehr unternehmerische Freiheit in einem internationalen Umfeld erhalten. Die Konkurrenz ist vielfach im Ausland und schläft nicht. Alle Nachbarländer haben notabene diese enge Klausel der Buchungsplattformen per Gesetz oder Beschluss bereits verboten. Damit ist klar, dass diese Knebelverträge für die Schweizer Hotellerie heute einen Wettbewerbsnachteil darstellen, der beseitigt werden muss.
Die Annahme der erwähnten MotionEine Motion ist ein Handlungsinstrument der Parlamentarier d... ist ein Erfolg für die Tourismusbranche. Alle touristischen Verbände und Organisationen haben zusammen für diesen Erfolg gekämpft. Der Einsatz war gross, hat sich gelohnt, ist aber noch nicht zu Ende. Nun wird der BundesratDer Bundesrat der Schweiz bildet die Exekutive bzw. Regierun... den Gesetzesentwurf ausarbeiten lassen. Anschliessend kommt dieser in die Räte. Es ist zu hoffen, dass die Umsetzung schnell stattfinden wird, sodass die Gesetzesänderung in zwei bis drei Jahren in Kraft treten kann. Die Branche ist somit gut beraten, am Ball zu bleiben und den politischen Prozess eng zu begleiten.
Den Online-Buchungsplattformen geht es vor allem um die Verteidigung der Marktmacht. Die enge Paritätsklausel wurde eingeführt, um den Wettbewerb möglichst auszuschalten und so die hohen Kommissionen durchzusetzen. Es geht um Macht und Geld! Entsprechend wurde seitens der Buchungsplattformen, allen voran Marktführer Booking.com, vehement gegen die MotionEine Motion ist ein Handlungsinstrument der Parlamentarier d... geweibelt. Alleine Booking.com hat heute einen Marktanteil von 73%. Dies zeigt, dass der Wettbewerb aktuell nicht wirklich funktioniert. Praktisch kein Hotel kann es sich heute leisten, auf diese Plattformen zu verzichten. Die Hotels sind de facto gezwungen teils exorbitante Kommissionen abzuliefern. Dieses Geld fehlt vor allem für häufig dringend notwendige Investitionen.
Eines ist sicher. Die Buchungsplattformen werden mit diesem Entscheid nicht verschwinden, sondern weiter expandieren. Das ist auch gut so! Die Zukunft gehört den digitalen Vertriebskanälen. Das sehen wir bei unserem eigenen Verhalten. Wir alle nutzen diese ja immer mehr. Bald wird die Hälfte aller Buchungen online getätigt. Wir leben in einem digitalen Zeitalter. Alles muss einfach, schnell und effizient, aber in guter Qualität erfolgen. Hier ist die Hotellerie gefordert, den Anschluss nicht zu verpassen. Die Hotellerie muss sich an die zunehmende Digitalisierung anpassen. Ohne die Zusammenarbeit mit Buchungsplattformen ist ein Hotelier verloren. Dies gilt übrigens auch für Ferienwohnungsvermieter. Bei Airbnb hat sich die Anzahl der angebotenen Ferienwohnungen in Graubünden zwischen 2014 und 2016 mehr als verdreifacht. Die Anzahl angebotener Betten stieg gemäss dem Walliser Tourismus-Observatorium in diesem Zeitraum von 1830 auf 5460.
Deswegen ist für mich klar: Die Online-Buchungsplattformen werden ihr AngebotAls Angebot im ökonomischen Sinn wird allgemein die angebot... in Zukunft massiv weiterentwickeln und erweitern. Sie sind weder ein Fluch noch ein Segen, sondern eine notwendige Realität. Darum ist die Politik gefordert genau hinzuschauen und Marktverzerrungen zu beheben. Mit dem Verbot von Knebelverträgen werden die Buchungsplattformen vielleicht etwas weniger GewinnAls Gewinn bezeichnet man die Differenz zwischen Einnahmen (... pro Buchung machen, diesen Verlust aber bei der ohnehin zunehmenden Anzahl an weltweiten Buchungen über ihre Kanäle wettmachen. Die Hotellerie hat die Möglichkeit über die Stärkung des direkten Buchungskanals auf der hoteleigenen Website günstigere Buchungen zu generieren und damit die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Ob dies der Hotellerie auch gelingt, bleibt zu hoffen!
Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
Kommentare anzeigen Hide commentsEin einfaches Mittel wäre es, wenn die Online-Plattformen ihre Provisionen bei den Buchungskunden einfordern müssten, statt bei den Anbietern, deren Angebot ihnen ja erst die Existenz ermöglicht.
Ich finde die Anbieter sollten da etwas selbstbewusster auftreten und eventuell halt auch gescheite eigene Plattformen formen. Und ja, warum soll sie die Politik nicht dabei unterstützen?
In erster Linie profitiert ja vor allem der Kunde von der „zunehmend digitalisierten“ Vereinfachung der Buchungsmöglichkeiten die er in Anspruch nimmt. Der lässt sich das auch was kosten.
Und sonst gibt’s ja immer noch die Möglichkeit per Briefpost zu reservieren. Oder sich vor Ort persönlich umzuschauen. Ist zwar retro, hat aber Stil…
Wenn ich das lese, warum kommt mir einfach so in den Sinn, gerade der Tourismus ist gelinde gesagt EU freundlich, freier Personenverkehr freundlich, da man die Natur schützen muss, dem sehr zugetan, und so weiter und so fort.
Als Schweizer der gerne in der Schweiz Ferien machen möchte, fehlt aber durchs Band, die Unternehmerische Idee und Freiheit, besonderes anzubieten.
Und nun werben und arbeiten sie mit Plattformen zusammen, die diktatorische Auflagen haben..passt aber zusammen
Man hätte es wohl einfacher haben kännen, wenn die Anbieter und die Hotelier Vereinigungen & Co der Schweiz ihren Mitgliedern von Anfag in eine kostenlose Plattform eingebunden hätten – das Internet machts möglich – die Bremser haben es verungmöglicht ! Kein Wildwuchs , keine Abzocke – der Preis für die Administratrion wäre wohl durch die Anbieter verkraftbar gewesen ! Oder muss ins Sachen Vermarktung bei den Unterkunftsanbieter noch Nachhilfestunden angeboten werden ? Nur gemeinsam ist man im Tourismus stark !
Nachdem ich einige Male hintereinander schlechte Erfahrungen mit der Schweizer Hottelerie machte habe ich es aufgegeben in der Schweiz Urlaub zu machen.
Ich benutze booking.com seit 10 Jahren und machte nur gute Erfahrungen. Wenn ich was auch mal vorkommen kann in einer Unterkunft echt schlechte Erfahrungen machte melde ich das und mein Kommentar wird veröffentlicht oder was auch schon geschah, die entsprechende Unterkunft aus dem Angebot gestrichen.
Durch die Kommentare der Benutzer für eine Unterkunft und die Punktebewertung kann ich mir ein Bild machen ob die Unterkunft für mich in Frage kommt. Nur Betriebe mit Ratings über 8 werden von mir berücksichtigt. Ich kann auch für Veranstaltungen welche jährlich einmal stattfinden, ein Jahr im Voraus buchen und bin sicher, dass mich die Unterkunft in der Zwischenzeit nicht rausschmeisst.
Herr Candinas macht den Weg frei mit seinem Vorstoss für eine der beiden einfallslosen Jammeribranchen in der hoffnungslos überbauten Schweiz. Soll die Schweizer Touristikhotellerie in eine totalgeschützte Werkstatt verwandelt werden indem sie sich den modernen Entwicklungen in der Welt entzieht. Ich sage dann nur:
Ruhe in Frieden
Ich wollte Anfangs Mai mit meiner Frau einige Tage ins Tessin. Und zwar in ein Hotel in Bellinzona. Denn von dort aus kann man in alle Richtungen Ausflüge machen.
Mit Booking-com bekam ich das Gewünschte nicht. Booking-com meldete: “Alex Du bist zu spät gekommen.”
Dann nahm ich ein mir bekanntes Hotel in Minusio. Da gab es noch “wenige” Zimmer. Ich habe mich dann mit dem Hotelier unterhalten. Jetzt weiss ich erst, dass jeder Hotelier sein Angebot bei Booking-com täglich anpassen muss. Das heisst: Er kann von 30 immer z.B. nur 6 oder auch 30 durch Bokking-com anbieten. Darum hatte es in Bellinzona “keine Zimmer mehr frei”.
Ich werde also das nächste Mal bei den Hotels direkt anrufen oder mailen und das Gewünschte erfragen.
Eine andere Frage ist die Preisgestaltung der Hotelzimmer. Zwar kennt man die sog. “Saisonpreise” Aber mit Booking-com ist es wie mit Flugpreisen, welche ständig ändern können. Da gibt es für den Kunden einen Tarifsalat. (Man lese sich ein wenig in des viele Seiten starken AGB’s von Booking-com ein. Um das zu verstehen, muss man wohl noc heinmal studieren).
Nun ich habe es hinter mir. >>> Ausser, dass mich booking-com ständig mit mails belästigt. die meinen wohl, ich sei ständig auf der Suche nach Hotels im Tessin: “Alex , jetzt hat es günstige Angebote im Tessin”. Vielleicht kann mir jemand sagen, wie man booking-com auch wieder abstellen kann!
Zu Airbnb: wir finden diese site eine tolle Sache. In New Zealand haben wir oft über Airbnb gebucht – immer erfolgreich. Dazu haben wir tolle Treffen mit den Gastgebern gehabt.
Ebenso in Laos. Wir werden bei unserem nächsten Urlaub wieder via Airbnb unsere Unterkünfte suchen und buchen.
Verständlich, dass Hotelbetreiber darüber nicht happy sind, bedeutet es doch eine Konkurrenz mehr. Doch ich glaube, dass man diese 2 Geschäfte nicht direkt miteinander vergleichen kann.
Alle Einheimischen, die verdrängt werden, weil viele Wohnungen zu Quasi-Hotels für Touristen werden, finden das ganz toll.
Städe wie Venedig und Barcelona werden immer mehr zu einem Disneyland ohne einheimsiche Bevölkerung.
Erlauben Sie mir anzufügen, dass wir bei allen Gastgebern zu Hause waren, sprich wir bei diesen ein Zimmer zur Verfügung hatten. Also sehen wir keinen Zusammenhang mit Ihrer Argumentation.
Ebenfalls sehr beliebt: der Fluglärm der den jährlich steigenden Massentourismus für die Anwohner an Flughäfen immer grösser wird.
Evtl. ist Ihnen entgangen, dass in den vergangenen Dekaden stets näher an den Flughafen Zürich Wohnungsbauten erstellt wurden. Jedoch gehe ich mit Ihnen einig, dass der Massentourismus wie er sich heute offenbart hinterfragt werden kann und soll. Das Fliegen wurde m.E. allzu billig. Bei solchen Preisstrukturen muss man sich nicht mehr gross fragen “wollen wir fliegen oder nicht”.