1. Gesellschaft

Die Geister, die ich rief…

„Die ich rief, die Geis­ter, / Werd’ ich nun nicht los.“ So schrieb Jo­hann Wolf­gang von Goe­the in sei­ner berühmten Bal­lade vom Zau­ber­lehr­ling. Seine Fähigkeiten überschätzend greift die­ser zum Zau­ber­stab und lässt einen Besen Was­ser schlep­pen, während der He­xen­meis­ter ab­we­send ist. Kurz bevor der Zau­ber­lehr­ling im See er­trinkt, den er selbst ge­schaf­fen hat, kehrt der Meis­ter zurück und stoppt das Ex­pe­ri­ment. In den In­ter­net-­Fo­ren wurde viel über den Fall Alex­an­der Müller und sei­nen Kris­tall­nacht-T­wee​t ge­schrie­ben. Ihr Ko­lum­nist wurde be­lehrt, die SVP habe es sich selbst zu­zu­schrei­ben, wenn sie Leute mit rechts­ex­tre­mem Ge­dan­ken­gut an­zie­he. „Die Geis­ter, die ich rief…“ so schrieb ei­ner, seien eben die Rechts­ex­tre­men und die SVP sei der Zau­ber­lehr­ling. Schlimm, wenn es so wäre. Schauen wir das ge­nauer an. Am ers­ten Mai zie­hen im An­schluss an den Umzug der Lin­ken ver­mummte Angehörige des Schwar­zen Blocks durch die Stras­sen. In den letz­ten bei­den Jah­ren durfte sie die Po­li­zei je­weils ver­haf­ten, bevor sie die Stadt in Schutt und Asche leg­ten. Das war nicht immer so. Teil des Schwar­zen Blocks ist die Gruppe um An­drea Stauf­fa­cher, der Revolutionäre Auf­bau, eine mar­xis­ti­sche Kamp­f­or­ga­ni­sa­ti​on, die verdächtigt wird, den Roten Bri­ga­den nahe zu ste­hen. Frau Stauf­fa­cher wurde ver­ur­teilt und ins Gefängnis ge­steckt. Das 1. Mai Ko­mi­tee lud 2001 die ehe­ma­lige palästinensische Luft-Pi­ra­tin Leila Kha­led als Fest­red­ne­rin ein und ein Jahr später ein Mit­glied der FARC, einer ko­lum­bia­ni­schen, mar­xis­ti­schen „Volksarmee“, die sich mit Dro­gen­han­del, Er­pres­sung, Entführungen fi­nan­ziert und Leute um­bringt. Aber nicht nur die Lin­ken haben ihre Ex­tre­mis­ten. Als es im Kan­tons­rat um die Be­wil­li­gung eines Kre­dits für das Kul­tu­rama ging, dem Mu­seum über die Evo­lu­tion des Men­schen in Zürich, verkündeten die Ver­tre­ter der EDU, die Evo­lu­ti­ons­theo­ri​e sei kei­nes­falls be­wie­sene Sache und die Schöpfung ein Akt Got­tes, der so ab­ge­lau­fen sei, wie es im Buch Ge­ne­sis der Bibel steht. Ich will mich nicht wei­ter darüber aus­las­sen, wo es in der Po­li­tik Ex­tre­mis­ten gibt. Es gibt sie lei­der überall. Wich­tig ist, wie die Par­teien damit um­ge­hen. Die SVP hat sich nie gegen die Prin­zi­pien der De­mo­kra­tie ge­stellt, im Ge­gen­teil. Sie ver­ur­teilt ex­tre­mes Ge­dan­ken­gut in Re­li­gion und Po­li­tik. Als Mit­glied der SVP muss man sich aber regelmässig ge­fal­len las­sen, als rechts­ex­trem be­ti­telt zu wer­den. Am we­nigs­ten stört das die Me­di­en. Es ist rich­tig, Leute zu ent­tar­nen, die ex­tre­mis­ti­sches Ge­dan­ken­gut ver­brei­ten. Es ist aber ge­nauso falsch, zu dul­den, dass Mit­glie­der einer de­mo­kra­ti­schen Par­tei als Ex­tre­mis­ten dif­fa­miert wer­den, wenn sie ihre Bürgerrechte und -pflich­ten wahr­neh­men. Bloss weil die SVP nicht ins linke Lied ein­stimmt, ist sie längst nicht der Zau­ber­lehr­ling. Schon eher ist sie der alte Meister.

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