Aus: Die Hand des ‘dunklen Chüng’
Unscheinbar verharrt sie
in der dunkeln Ecke ihres Netzes
bewachend
was ihr Hort und Kräfte Quell.
Regungslos und während Stunden
Geduld und Neugier sind ihr Gesell’.
Scheinbar schlafend
wacht die Spinne
über ihr undurchgdringliches Gespann.
Aufmerksam äugend
was sich verfanget
was ihr Opfer irgendwann.
Alt und älter wird die Spinne
die Beine wachsen
auch ihr Rumpf.
Und immer noch
als ob’s ihr von Natur gegeben
sind Beharrlichkeit und Ruh’ ihr Trumpf.
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Kommentare anzeigen Hide commentsDer Spinne abgeschaut?
http://suvivalstgallen.pbworks.com/w/file/fetch/96677301/MVE%20-%20Eichberger%20Polka.mp3
HIer kommt mir ein Spruch in den Sinn, den man früher öfters hörte: Einer spinnt immer….
Ich finde es aber doch schön, dass wir auf einer Politplattform mal etwas ‘gedichtelen’.
Und da gibt es doch sooo schöne Verse, z. B. diese hier:
Dunkel war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzeschnelle,
langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
Als ein totgeschoss’ner Hase
Auf der Sandbank Schlittschuh lief.
Und ein blondgelockter Jüngling
mit kohlrabenschwarzem Haar
saß auf einer grünen Kiste,
die rot angestrichen war.
Neben ihm ’ne alte Schrulle,
zählte kaum erst sechzehn Jahr,
in der Hand ’ne Butterstulle,
die mit Schmalz bestrichen war.
Variante von 1902:
Dunkel war’s, der Mond schien helle,
Eis lag auf der grünen Flur,
Als ein Wagen mit Blitzesschnelle
Langsam um die Ecke fuhr.
Darin sass ein blonder Jüngling.
Dessen rabenschwarzes Haar,
Von der Fülle seiner Jahre
Schon ganz weiss geworden war.
Der Autor ist unbekannt, es wurde über Goethe, Lewis Carroll (dem Verfasser von Gedichten wie Jabberwocky) und Christian Morgenstern als Autoren spekuliert; dafür gibt es jedoch keine Belege. Die heute wohl verbreitetste Fassung wurde von James Krüss beeinflusst, der 1965 das Liederbuch Hirtenflöte herausbrachte.
Christian Morgenstern, 1871-1914:
Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum.
Ein Anblick grässlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od- Ameriko.
Mein spontaner Gedanke zu diesem Blog: Das Buch von Joseph Roth “Das Spinnennetz”. Die Geschichte eines Menschen, der aus seiner Opferhaltung nicht herauskommt, der den gesellschaftlichen und politischen Umständen die Schuld zuschiebt und selber zum Täter wird.
Ein Blick auf eine Zeit, in der Hass und Ziellosigkeit die schlimmsten Instinkte der Menschen hervorriefen. Theodor Lohse steht als Beispiel für viele, die für ihr eigenes Versagen die anderen – die Russen, die Kommunisten, die Sozialisten, die Juden – verantwortlich machten und daraus die Legitimation für den Aufbau des Regimes der Rechten herleiteten.
Roth beschreibt im Jahr 1923 eine apokalyptische Welt und erweist sich dabei als Prophet, sieht klar, was weniger als 10 Jahre später zu einer realen Apokalypse führen sollte. Intrige, Intoleranz und Dummheit sind nur einige der Eigenschaften, die die Welt der Nationalen Rechten charakterisieren und daraus entwickelt Joseph Roth ein Szenario der Unterdückung und des Hasses.
Fünf Jahre sind seit dem Ende des 1. Weltkrieges vergangen und noch ist keinesfalls klar, wer am Ende den Machtkampf zwischen Demokratie und Diktatur gewinnen würde. Roth beschreibt hier den Aufstieg der Diktatur und sieht dabei vieles von dem voraus, was in den folgenden Jahren tatsächlich eintreten sollte.
Die schlimmsten Taten der Zukunft aber, die wollten selbst ihm damals noch nicht in den Sinn kommen.
http://www​.literatur-blog.at/2012/07/joseph-roth-das-spinnennetz
Das Buch wurde verfilmt:
http://www.dieterwunderlich.de/Wicki_spinnennetz.htm