Es gibt wie­der mehr Kin­der. In der Stadt Zürich wur­den im letz­ten Jahr 4760 Kin­der ge­bo­ren. Davon sind 47.5% Mädchen. Das heisst, es gibt mehr Kna­ben als Mädchen. Wie er­zieht man Kna­ben? Un­sere Ge­sell­schaft hat es ver­lernt, mit Kna­ben und jun­gen Männern um­zu­ge­hen. Wett­be­werb, Freude an Leis­tung, sich mes­sen, al­les, was Spass macht, ist nur unter Si­cher­heits­vor­keh​­ren möglich. Mit Pfeil­bo­gen, Käpslipistolen oder sogar Druck­luft­waf­fen schies­sen; das ist im Land der Waf­fen­pho­bie verdächtig. Man kann doch nicht Ge­walt­mit­tel ver­herr­li­chen! Wenn sich ein paar Jungs auf dem Heim­weg prügeln, wird die Tas­k-­force Ge­walt auf­ge­bo­ten und die El­tern müssen zum Gespräch. Dafür wird in der wöchentlichen Klas­sen­runde durch die Leh­re­rin zu De­nun­zi­an­ten­tum auf­ge­ru­fen. Gren­zen wer­den, wenn überhaupt, per­fid und un­deut­lich ge­zo­gen. Wer Pro­bleme selbstständig löst und sich der Ob­rig­keit nicht un­ter­ord­net, wird psy­cho­lo­gisch abgeklärt und ru­hig­ge­stellt. Aber nicht nur die Jungs wer­den pas­send ge­bo­gen. Auch den El­tern wird immer mehr auf die Fin­ger ge­schaut. Ver­gan­gene Woche fand sich laut Tagi eine al­lein­er­zie­hende Mut­ter vor Be­zirks­ge­richt. Ihr einjähriger Sohn hatte sich beim Spiel blaue Fle­cken zu­ge­zo­gen. Sie wurde ver­zeigt, die Staats­an­walt­schaft​ erhob An­kla­ge. Auf­grund des lau­fen­den Straf­ver­fah­rens wur­den der 22jährigen der Sohn und des­sen dreijährige Schwes­ter ent­zo­gen und in ein Heim ge­steckt. Dort waren sie seit einem Jahr. Die Mut­ter durfte sie drei­mal wöchentlich für ein­ein­halb Stun­den be­su­chen, das erste halbe Jahr unter Auf­sicht. Sie wurde vom Ge­richt frei­ge­spro­chen, weil die An­klage of­fen­sicht­lich ge­gen­stands­los war. Der Schrei­bende brachte vor Jah­ren seine Dreijährige nach Ab­sturz zum Nähen ins Spi­tal. Erst als die Kran­ken­schwes­ter mit lei­ser Stimme in einen Telefonhörer raun­te, sie gehe nicht von Ge­walt aus, ver­stand ich den Sinn der selt­sam lan­gen Be­fra­gung, die vor der Be­hand­lung mei­ner Toch­ter er­folg­te. Was, wenn die Pfle­ge­fach­per­son zu einem an­de­ren Schluss ge­kom­men wäre? Das gibt schon zu den­ken. Väter ste­hen oh­ne­hin mit einem Bein im Gefängnis, wenn sie ihre Kin­der wi­ckeln oder ba­den. Ruf­mord genügt. Wel­cher Zu­kunft gehen die neu­ge­bo­re­nen Söhne ent­ge­gen? Können sie ihr Leben dank der Selbst­hil­fe­gruppe ge­walt­freier Männer meis­tern oder brau­chen sie doch fach­weib­li­che Unterstützung? Es steht zu hof­fen, dass die letztjährigen Frisch­linge und ihre schon ge­bo­re­nen, wie auch die künftigen Ge­schlechts­ge­nos­s​en in eine Ge­sell­schaft hin­ein­wach­sen, die Ver­nunft an­ge­nom­men hat. Das könnte sein, denn in der Krise braucht es Kraft und Wil­len. Es braucht Wi­der­stands­kraft und Selbst­be­wusst­sein,​ Mut und Ri­si­ko­be­reit­scha​ft; be­tont männliche Ei­gen­schaf­ten also. Mit Weichgespülten ist das nicht zu ma­chen. Und, ja, ich weiss, meine An­sich­ten sind gen­der­po­li­tisch un­kor­rekt.

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Comments to: Kindersegen
  • April 26, 2012

    Sehr geehrter Herr Siegenthaler,
    Sie haben Recht – Kinder sind so robust wie die Umwelt sie sein lässt. Auch wir haben lieber im Gebüsch gespielt statt beim SUVA-konformen Kinderspielplatz, und dabei so manchen Kratzer erwischt – wobei Kinder beides lieben.
    Aber: Häusliche Gewalt und Kindesmisshandlungen kommen vor. Leider. Wenn man den Schutz der körperlichen Unversehrteheit sowie allgemein die Abwendung vom Recht des Stärkeren zum Rechtsstaat hin als eine der grundlegenden Aufgaben des Staates ansieht, dann MUSS der Staat eingreifen, wenn es Anzeichen solcher Taten gibt. Die Privatsphäre hört dort auf, wo es um den Schutz grundlegender Menschenrechte geht.
    Das Pflegepersonal vermag Verletzungen durch Unfälle sehr wohl von solchen durch Misshandlungen zu unterscheiden, wie ich aus eigener Erfahrung weiss. Der Preis dafür mag sein, dass einmal eine Befragung zum Verletzungshergang etwas umständlicher sein mag als sie sein müsste. Andereseits haben aufmerksame Ärzte schon viel Leid von Kindern verhindert – dafür sollte man ihnen dankbar sein.

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    • Juli 19, 2021

      Sehr geehrter Herr Paulsen, ja, Sie haben selbstverständlich recht. Kindsmisshandlung wurde in der Vergangenheit zu wenig konsequent verfolgt. Das ist heute besser. Nur liegt die Schwierigkeit ja gerade darin, den gesunden Mittelweg zwischen falschem und gesundem Misstrauen zu finden. Wenn heute ein Arzt ein Auge zudrückt, muss er damit rechnen, später wegen Fahrlässigkeit eingeklagt zu werden. Das Risiko eines Unbeteiligten, für eine Sache belangt zu werden, für die er gemäss gesundem Menschenverstand nichts kann, ist heute so hoch, dass jeder seinen Hintern retten will. Das sind ungesunde Entwicklungen, denen entgegengewirkt werden muss. Das Pendel schlägt inzwischen in die falsche Richtung aus.

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  • April 27, 2012

    Jeannette Wulkow- Nyffeler sagte gerade eben

    Sehr geehrter Herr Siegenthaler
    Sie haben Recht.
    Bis 1968 geborene lernten den Umgang mit der Umwelt.
    Zu unserer Zeit gab es weder Velohelme, Kindersichere Verschlüsse, Knie und Ellbogenschutz usw.
    Wir lernten damals von unseren Eltern Selbstständikeit Anstand und Eigenverantwortung und mit der Umwelt umzugehen.
    Dann kamen die 1968 und es wurde genau diese Generation herbeigezüchtet, die wir heute haben (Ich rede nicht von allen, da es noch sehr wenige davon gibt Ihre Kinder richtig zu erziehen, dies sieht man aber auch schon von dem Charakter und der Körperhaltung her).
    Wie soll ein Kind etwas von den Eltern mit auf seinen Lebens-Weg mitbekommen, wenn es keine Vorbilder mehr gibt und es ihm nie richtig gezeigt wurde?
    Gibt es heute nur noch überforderte Eltern, denen die Zeit für ihr eigen Fleisch und Blut davonläuft??
    Es gibt ja nichts schöneres auf der Welt, wenn ich mir diese Zeit nehme und mit meiner Tochter/ Sohn soviel wie möglich unternehmen kann.
    Wir waren damals 4 Kinder und jeden Tag durften wir erleben, wie unsere Mutter mit uns von Olten nach Lostorf spazierten um unserem Vater bei der Arbeit zuzusehen.
    Auch liebten wir es, wenn unsere Eltern mit uns Bastelten oder spielten.
    Auch am Wochenende spazierten wir bei schönem Wetter irgendwohin.
    Meine Eltern zeigten uns welcher Baum,oder Blume,wie heisst und für uns (Kinder), war es immer wieder ein Erlebnis wenn wir irgendwo auch noch Picknicken oder Grillieren durften.
    Wenn ich heute sehe, wie die Kinder nur abgeschoben werden, so nach dem Motto “ich will meine Ruhe” finde ich es beschämend überhaupt Kinder in die Welt zusetzen. Ich ermuntere hiermit alle die sich gerne Kinder wünschen: Nehmt Euch diese Zeit, es ist die Wunderbarste und kürzeste im Leben,wertvoller als all das liebe Geld und es geht auch so, wenn man auf ein paar eigene Sachen verzichten kann!!!!
    Freundliche​ Grüsse

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