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Mindestlohn: Falsches Rezept, fatale Nebenwirkungen!

Ein lan­des­wei­ter Min­dest­lohn von 4000 Fran­ken kann das Wor­king-­Poor-­Pro­b​​lem nicht lösen. Im Ge­gen­teil, ein Min­dest­lohn in die­ser Höhe hat fa­tale Ne­ben­wir­kun­gen: Stei­gende Ar­beits­lo­sig­keit (ins­be­son­dere bei den Ju­gend­li­chen), Stei­gende Preise und Exis­tenz­be­dro­hung​​ für ge­wisse Kleinstunternehmen.

Peter Schlemihls Politblog

Reallöhn​e so hoch wie nie zuvor
In den letzten Monaten war in der politischen Diskussion sehr viel von angeblichem Lohndumping zu hören und zu lesen. Vor der Abstimmung zur Masseneinwanderungsin​​itiative war es vor allem die SVP, die von angeblichem Lohndumping als Folge der Personenfreizügigkeit​​ sprach (interessanterweise scheint dieses Problem für die SVP im Vorfeld der Mindestlohninitiative​​ plötzlich nicht mehr zu existieren). Heute sind es vor allem die SP, die Grünen und die Gewerkschaften, die von Lohndumping sprechen. Die Realität sieht indes anders aus: Noch nie hat man in der Schweiz real so viel verdient wie heute. Die entsprechenen Erläuterungen in meinem Artikel im Vorfeld der Masseneinwanderungsin​​itiative.


Tiefloh​n​ ist nicht gleich Armut

Auch wenn wir in den letzten Jahren eine sehr positive Reallohnentwicklung hatten, heisst das nicht, dass die Working-Poor-Problema​​tik in der Schweiz nicht existieren würde. Nach wie vor sind die Lebensunterhaltskoste​​n in der Schweiz sehr hoch und nach wie vor gibt es Vollzeiterwerbstätige​​, die von ihrem Lohn nicht leben können. Gemäss der Schweizer Arbeitskräfteerhebung​​ (SAKE) lag die Working-Poor-Quote in der Schweiz 2006 bei 4,5%. Diese Problematik gilt es ernst zu nehmen und darf keinesfalls beschönigt werden.

Allerdings​​ sind eben Tieflöhne und Working-Poor nicht gleichzusetzen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des seco aus dem Jahr 2013. Basierend auf den Zahlen von 2010 verdienten 8,2% der Beschäftigten weniger als 22 Franken pro Stunde (Heute sind es rund 7%). Gleichzeitig sind aber gemäss SAKE aus dem Jahr 2006 nur rund ein Achtel der Tieflohnbezüger Working-Poor. Und das obwohl die Tieflohngrenze damals bei 3783 Franken pro Monat festgelegt wurde und damit klar unter den als Mindestlohn geforderten 4000 Franken (enspricht 22 Franken pro Stunde) liegt.

Andererseit​​s verdienten 2006 die Hälfte der Working-Poor über 4267 Franken pro Monat und gar 2 Drittel waren keine Tieflohnbezüger. Gemäss SAKE sind nur 1,3% der Arbeitnehmenden Working-Poor mit Tieflohn. Diese Zahlen zeigen, dass die Working-Poor-Problema​​tik mit einem Mindestlohn von 4000 Franken nicht gelöst wird.


Vor allem junge Neueinsteiger betroffen

Die Studie des seco zeigt zudem, dass vor allem junge Neueinsteiger weniger als 22 Franken pro Stunde verdienen. Sobald diese Arbeitnehmenden längere Zeit in einem Betrieb arbeiten und Berufserfahrung sammeln können, steigt ihr Lohn in den meisten Fällen über 22 Franken pro Stunde.

Anteil Arbeitnehmende mit Stundenlohn unter 22 Franken nach Alterskategorie

Anteil​​ Arbeitnehmende mit Stundenlohn unter 22 Franken nach Alterskategorie.

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Anteil Arbeitnehmende mit Stundenlohn unter 22 Franken nach Dauer der Betriebszugehörigkeit.

Ant​eil Arbeitnehmende mit einem Stundenlohn unter 22 Franken nach Dauer der Betriebszugehörigkeit​​.


Riesige regionale Unterschiede bei den Lebensunterhaltskoste​​n

Die regionalen Unterschiede in der Schweiz betreffend Lebensunterhaltskoste​​n sind riesig. So lag die Durchschnittsmiete 2012 im Kanton Zürich für eine 3-Zimmer-Wohnung bei rund 1450 Franken netto. Im Kanton Jura hingegen nur bei rund 800 Franken (Quelle: BFS). D.h. im Kanton Zürich zahlte man über 80% mehr Miete. Die Unterschiede zwischen den Städten Zürich oder Genf und einer Landgemeinde im Kanton Jura wäre noch grösser.

Auch diese riesigen regionalen Unterschiede zeigen, dass ein einheitlicher landesweiter Mindestlohn völlig ungeeignet ist um Armut zu bekämpfen.


Vor allem Kleinstunternehmen betroffen

Von einem Mindestlohn betroffen wären in erster Linie Kleinstunternehmen. Bei Unternehmen mit weniger als 5 Mitarbeitenden beträgt der Anteil der Stellen mit weniger als 22 Franken Mindestlohn 18%. Bei solchen mit 5-9 Mitarbeitenden 13%.

Anteil an Stellen mit einem Stundenlohn unter 22 Franken nach Unternehmensgrösse.

Anteil an Stellen mit einem Stundenlohn unter 22 Franken nach Unternehmensgrösse.


Gerade für viele solcher Kleinstunternehmen hätte eine staatlich verordnete Lohnerhöhung auf 4000 Franken existenbedrohende Folgen.

 

Motiv​​e für Mindeslöhne
Grundsätzl​​ich gibt es zwei Hauptmotive für die Einführung von Mindestlöhnen:

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  1. Missbrauchsbekämpf​un​g: Ziel ist es, Tiefstlöhne, die aufgrund von Marktversagen (z.B. assysmetrische Information) klar unter dem Marktlohn liegen, zu bekämpfen. Dabei will der Staat verhindern, dass Arbeitgeber Arbeitnehmende, die z.B. schlecht über die marktüblichen Löhne informiert sind, ausbeuten. Die Mindestlöhne liegen hier nicht über dem Marktlohn.
  2. Bekämpf​​ung von Working-Poor: Ziel ist es, Mindestlöhne einzuführen, die über dem Marktlohn liegen (oder zumindest in gewissen Branchen und für gewisse Qualifikationen), weil der Marktlohn für einen Teil der Arbeitnehmenden nicht zum Leben reicht.


Mindes​​tlöhne in internationalen Vergleich

Zahlreiche OECD-Staaten kennen einen Mindestlohn oder es wird über eine Einführung diskutiert, wie in Deutschland und der Schweiz. Allerdings ist in keinem anderen OECD-Staat der Mindestlohn (auch kaufkraftbereinigt) auch nur annähernd so hoch, wie er in der Schweiz geplant ist. Das gilt selbst für die reiche Hochpreisinsel Luxembourg.

Mindestlöhne im internationalen Vergleich.

Mi​​ndestlöhne im internationalen Vergleich.

 

Mindestlöhen im internationalen Vergleich (kaufkrafbereinigt).

Mindestlöh​en im internationalen Vergleich (kaufkrafbereinigt).

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Auswirkungen​ auf die Arbeitslosigkeit
Für Ökonomen ist klar: Mindeslöhne, die über dem Marktlohn liegen (zumindest für gewisse Branchen oder Qualifikationen), führen zu mehr Arbeitslosigkeit [Motiv 2]. Zwar gibt es zahlreiche empirische Studien über die Auswirkungen von Mindestlöhnen auf die Arbeitslosigkeit, die teilweise auch positive oder keine Effekte ausmachen. Allerdings handelt es sich dabei immer um Studien zu äusserst tiefen Mindestlöhnen, also um Mindestlöhne die unter den Marktlöhnen liegen [Motiv 1].

Entscheidend ist eben die Höhe des Mindestlohns: Je höher ein Mindestlohn ist, gemessen an den Marktlöhnen einer Volkswirtschaft, desto negativer sind die Folgen für die Arbeitslosigkeit. Dient ein Mindestlohn einzig und allein dazu krasse Missbräuche zu bekämpfen und liegt er unter allen Marktlöhnen einer Volkswirtschaft, so hat er auch keine negativen Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit und je nach dem sogar leicht positive Auswirkungen auf die Gesamtvolkswirtschaft​​, da er mithilft Marktversagen zu unterbinden.

Bei einem Mindestlohn von 4000 Franken handelt es sich hingegen klar um einen Mindestlohn gemäss Motiv 2. Ein Mindestlohn in dieser Höhe wird also vor allem in gewissen Branchen und gewissen Regionen zu klar mehr Arbeitslosigkeit führen. Und insbesondere junge Arbeitskräft mit wenig Erfahrung wären vermehrt von Arbeitslosigkeit betroffen.


Folgen auf die Preise
Ein Mindestlohn von 4000 Franken führt aber auch in gewissen Branchen zu einer Preissteigerung und damit zu einer allgemeinen Anhebung des Preisniveaus in der Schweiz. Dies hätte wiederum negative Auswirkungen auf die Kaufkraft der Konsumenten. Insbesondere auch die Mehrheit der Working-Poor, die ja nicht vom Mindestlohn profitieren würde, würde darunter leiden.

In Deutschland wurden 2013 Mindestlöhne für Friseure eingeführt (6.50 Euro pro Stunde in den ostdeutschen Bundesländern, 7.50 im Westen). Die Folge war eine Preiserhöhung von 20-30%.


Kleine Gruppe von Gewinnern

Selbstverstä​​ndlich würden die rund 7% der Arbeitnehmenden, die heute unter 4000 Franken verdienen, von einem Mindestlohn profitieren (Ein Teil von ihnen würde aber wahrscheinlich die Stelle verlieren). Und natürlich würde bei dieser Gruppe auch die Kaufkraft zunehmen, wovon auch die gesamte Volkswirtschaft profitieren würde. Nur: Bei allen anderen würde aufgrund der Preissteigerung eben die Kaufkraft sinken.


Fazit

Ein landesweiter Mindestlohn von 4000 Franken kann das Working-Poor-Problem nicht lösen. Im Gegenteil, ein Mindestlohn in dieser Höhe hat fatale Nebenwirkungen: Steigende Arbeitslosigkeit (insbesondere bei den Jugendlichen), Steigende Preise und Existenzbedrohung für gewisse Kleinstunternehmen.

Es gibt volkswirtschaftlich sinnvollere Ansätze zur Bekämfpung der Working-Poor-Problema​​tik. Zu erwähnen wären hier die negative Einkommenssteuer, der Earned Income Tax Credit oder andere Tax Credit Modelle.

 

Quel​​len:
Staatssekretaria​t​ für Wirtschaft SECO: Tieflöhne in der Schweiz und Alternativen zur Mindestlohn-Initiativ​​e im Bereich der Voraussetzungen für die Allgemeinverbindliche​​rklärung von Gesamtarbeitsverträge​​n und für den Erlass von Normalarbeitsverträge​​n, Bern, 2013.

Bundesamt für Statistik BFS: Tieflöhne und Working Poor in der Schweiz. Ausmass und Risikogruppen auf der Basis der Lohnstrukturerhebung 2006 und der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung​​ 2006, Neuchâtel, 2008.

Personen haben auf diesen Beitrag kommentiert.
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Comments to: Mindestlohn: Falsches Rezept, fatale Nebenwirkungen!
  • Mai 14, 2014

    Ein sehr informativer Artikel mit viele guten Argumenten.

    Ich denke die Mehrheit der Bevölkerung hat eingesehen, dass eine Mindestlohn von 4000 Franken negative Folgen für unsere Volkswirtschaft hat und wird diese Vorlage deshalb ablehnen.

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  • Mai 14, 2014

    Die Widersprüchlichkeit der SVP haben Sie zudem sehr schön aufgezeigt, Herr Schlemihl!

    Es zeigt sich klar, dass das Gejammer der SVP über angebliches Lohndumping im Vorfeld der Abschottungsinitiativ​e reine Angstmacherei war! Heute gibt es gemäss SVP plötzlich kein Lohndumping mehr…

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    • Juli 19, 2021

      Sie sprechen hier zurecht die widersprüchliche “Argumentation” der SVP an!

      In der Tat war das Gejammer vom angeblichen Lohndumping reine Angstmacherei im Vorfeld der Abschottungsinitiativ​e!

      Die SVP hat sich noch nie für die Interessen der Arbeitnehmenden eingesetzt…

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  • Mai 14, 2014

    JA zum Mindestlohn!

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    • Juli 19, 2021

      Dann nehmen Sie die steigende Arbeitslosigkeit und die steigenden Preise in Kauf?

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    • Juli 19, 2021

      Jetzt profitieren am meisten die Arbeitgeber zu Lasten der Allgemeinheit, weil viele Menschen heutzutage mit einem zu tiefen Lohn gar nicht mehr durchkommen und durch die Sozialhilfe und EL mitfinanziert werden müssen.

      Die Lebenskosten sind für solche Menschen genau so hoch wie für gute Verdiener und auch die Krankenkassenprämien sind nicht tiefer.

      Mit einem Lohn von 4.000.– Sfr. brutto kann man heutzutage in der Schweiz wirklich keine grossen Sprünge mehr machen und Menschen, die Drecksarbeiten machen müssen – sind erst recht gut zu entlöhnen. Und die wird es immer geben, auch in der modernen Zeit der Technik!

      JA zum Mindestloh, für ALLE, Frauen, Männer und Ausländer, die einer vollen Beschäftigung nachgehen.

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    • Juli 19, 2021

      Die Preise steigen auch so immer, das hat mit den Löhnen nichts zu tun.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Sutter

      Herr Schlemihl hat hier ja sehr schön aufgezeigt, dass Tieflöhne und Working-Poor nicht gleichgesetz werden können.

      Das Problem ist doch, dass viele dieser Leute bei Einführung eines Mindestlohns von 4000 Franken gar keinen Job mehr haben!

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    • Juli 19, 2021

      Falsch, die Preise stagnieren eben seit einigen Jahren:

      http://sch​lemihlsblog.wordpress​.com/2014/02/05/schwe​izer-loehne/

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    • Juli 19, 2021

      Falsch Dieter E.U. Lohmann !
      Ganz klar haben wir Preissteigerung / Teuerung !!!
      Diese wird aber offensichtlich nicht zur Kenntnis genommen.

      Am Beispiel einer Schokotafel:
      100 Gr Schokotafel kostet Fr 1.85
      die 100 Gr Schokotafel wird ersetzt durch die gleiche mit 90 Gr zum Preis Fr 1.85.- RECHNE !!!

      Am Beispiel von Waschpulver:
      5 kg Waschpulver kostet Fr 5.-
      die 5-kg-Packung wird abgeschafft und ersetzt durch ein gleiches Waschpulver 10 kg Packung . Diese kostet Fr. 12.- RECHNE !!!!!

      Dadurch entsteht ganz klar Teuerung die bis jetzt nicht erfasst wird.

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  • Mai 14, 2014

    Bis jetzt sprach man im Internetslang von der sogenannten Sockenpuppe.

    Es scheint auch Situationen zu geben, wo man vom “Claqueur” sprechen kann.

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    • Juli 19, 2021

      Ein gutes Theaterstück bedarf des Claquers nicht. Bei einem schlechten Stück erzeugt er beim Publikum nur ein kurzfristiges Mitklatschgefühl.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Kernen

      Und was haben Sie zum eigentlichen Thema zu sagen?

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    • Juli 19, 2021

      Kurz meine Meinung zu der negativen Einkommenssteuer:

      ​​Wenn die Arbeitgeber in der Bekämpfung des Problems der Working Poor auf Modelle wie einer negativen Einkommenssteuer oder z.B. auf eine Aufbesserung des Lohnes durch Sozialhilfeleistungen​​ beharren, müssen sie auch wissen, dass dies dann den Staat Geld kostet, d.h. dass der Staat wiederum mehr Steuergelder braucht. Ein Jammern über zu hohe Steuern oder zu hohe Sozialkosten wäre dann in meinen Augen ein Ausdruck sozialer Verantwortungslosigke​it.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Kernen

      Zu Ihren persönlichen Unterstellungen äussere ich mich nicht. Ich bin da bereits mehrfach von SVP-Anhängern bei Vimentis angeschwärtz worden und Vimentis hat mehrfach abgeklärt, wer angeblich mit wem identisch sein…. und es eben nicht ist!

      Nehmen Sie mit Vimentis Kontakt auf, wenn Sie es nicht glauben, aber lassen Sie diese Unterstellungen!

      Zur negativen Einkommenssteuer: Wie kommen Sie denn auf die Idee, dass Arbeitgeber auf einer solchen beharren???

      Und natürlich kostet das Geld. Aber es kostet auch Geld, Sozialhilfe für Working-Poor zu zahlen. Und diese Sozialhilfe würde dann wegfallen!!!

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    • Juli 19, 2021

      Ich korrigiere meine Aussage insoweit (zugegebenermassen unglücklich formuliert):

      Wenn die Schweiz sich dazu entscheidet, das Problem der Working Poor mittels negativer Einkommenssteuer, ähnlichen Modellen oder einfach durch Aufstockung durch Sozialhilfegelder zu lösen, muss man dann auch akzeptieren, dass dafür Steuergelder verwendet werden müssen. Ein Jammern über dadurch entstandene höhere Steuerabgaben oder Sozialausgaben wäre dann für mich ein Hohn.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Kernen

      Ihre Argumentation funktioniert nicht. Die Working Poor beziehen ja heute schon Sozialhilfe. Mit einer negativen Einkommenssteuer oder einem ähnlichen Modell würden diese Sozialhilfegelder wegfallen. Dafür natürlich neue Steuern anfallen.

      Aber volkswirtschaftlich ist das allemal weniger schädlich als Mindestlöhne!

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    • Juli 19, 2021

      Herr Lohmann, es tut mir ja leid, dass ich mich so ungenau ausdrücke (ich bin leider keineswegs ein Kleist, Chamisso, Frisch oder so ähnlich):

      Heute wird der zu tiefe Lohn von Working Poor durch Sozialhilfegelder (Steuergelder) aufgestokt.

      Bei einer zukünftigen negativen Einkommenssteuer oder ähnlichen Modellen werden ja auch Steuergelder verwendet.

      In beiden Fällen finde ich es einen Hohn, wenn dann über die dazu nötigen Steuerausgaben gejammert wird.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Kernen

      Ok, jetzt habe ichs verstanden. Ja, da bin ich absolut einverstanden mit Ihnen!

      Wer 100% arbeitet und es trotzdem nicht zum Leben reicht, der hat ohne Wenn und Aber Anrecht auf Sozialhilfe resp. einer allfälligen negativen Einkommenssteuer!

      ​Gejammer ist dann nicht abgebracht!

      ​Ein anderes Thema, das in diesem Zusammenhang eben auch wichtig wäre: Die Hochpreisinsel Schweiz! Wieso zahlen wir für viele Produkte so viel mehr als im benachbarten Ausland. Ein beachtlicher Teil diese Differenz ist nach wie vor auf Preisabsprachen, Kartelle und mangelnde Konkurrenzprodukte aus dem Ausland zurückzuführen!

      Da​ gäbe es auch noch viel Handlungsbedarf!

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    • Juli 19, 2021

      Die Zerschlagung von Kartellen und ähnlichen preistreibendenden oder preishochhaltenden Konstrukten scheint längst zur Sisyphos-Arbeit gworden zu sein. Im Parlament wurden schon etliche Versuhe gestartet, die mit “schön haben wir wieder einmal darüber geredet” endeten.

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  • Mai 15, 2014

    @Schlemihl
    Auch mit der negativen Einkommenssteuer oder dem Earned Income Tax Credit subventioniert der Staat jene Arbeitgeber, welche Tiefstlöhne zahlen, obwohl sie mehr zahlen könnten. Wer diese Ausbeuter stoppen will, kommt um Mindestlöhne nicht herum.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Schneider

      Die Unternehmer, die Löhne unter 4000 Franken zahlen, pauschal als “Ausbeuter” zu verunglimpfen, ist billiger Populismus!

      Wie Schlemihl sehr schön aufgezeigt hat, handelt es sich dabei grossmehrheitlich um Kleinstunternehmen. Die meisten sind einfach nicht in der Lage mehr Lohn zu zahlen! Wissen Sie, mein guter Herr Schneider, das Geld wächst auch für Unternehmer nicht auf den Bäumen!

      Und mit Tax-Credit-Modellen subventioniert der Staat nicht die Arbeitgeber, sondern die Arbeitnehmer. Das ist ein Unterschied!

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    • Juli 19, 2021

      Ich beziehe mich ausdrücklich auf jene Arbeitgeber, welche die Mindestlöhne zahlen könnten. Das sind im Detailhandel und im Gartenbau zum Beispiel nicht wenige.

      Ob das Staatsgeld zum Arbeitgeber wandert oder zu den TieflohnbezügerInnen macht letztlich keinen Unterschied. Die Arbeitnehmenden müssten doch von ihrem Lohn leben können, unabhängig von der Haushaltsstruktur.

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    • Juli 19, 2021

      Herr Schneider

      Die grosse Mehrheit der Tieflohnbezüger arbeitet eben bei Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Arbeitnehmenden!!! Also z.B. im Friseurgewerbe, in Restaurants oder kleinen Hotels!

      Und vor allem diese Kleinstunternehmen wären vom Mindestlohn betroffen!

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    • Juli 19, 2021

      “Die Arbeitnehmenden müssten doch von ihrem Lohn leben können, unabhängig von der Haushaltsstruktur.”

      Sorry, aber das ist eine äusserst naive Vorstellung. Dann müssten Sie einen Mindestlohn von über 6000 Franken einführen!

      Nochm​als, 2 Drittel aller Working-Poor verdient über 4000 Franken!!!

      Wenn eine Familie 8 Kinder hat, dann benötigt sie viel mehr als 4000 Franken zum leben.

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    • Juli 19, 2021

      “Wenn eine Familie 8 Kinder hat, dann benötigt sie viel mehr als 4000 Franken zum leben.”

      Nochmals, Herr Lohmann: Der Mindestlohn von 4000 CHF brutto wird für eine erwachsene Person mit einem Kind benötigt. Weil in der Schweiz auf einen Erwerbstätigen ein Nichterwerbstätiger erhalten werden muss, wollte man den Mindestlohn nicht für einen Erwachsenen ohne Kinder berechnen.

      Die Frage, wie eine Familie mit acht Kindern mit den Kinderzulagen existieren kann, wird mit dem Mindestlohn nicht zur Diskussion gestellt.

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  • Mai 15, 2014

    “Gemäss SAKE sind nur 1,3% der Arbeitnehmenden Working-Poor mit Tieflohn.”

    Da wird das Problem der Unterbezahlung und der Armut mit vielen statistischen (?) Zahlen (offenbar aus dem Jahr 2006!) kunstvoll schöngeredet. Die verbleibenden 1,3 % (?) Unterbezahlten könnte man mit dieser Methode bestimmt auch noch zum Verschwinden bringen und dann die Tieflöhne sogar noch senken …

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    • Juli 19, 2021

      Herr WvW

      Niemand verharmlost hier etwas. Im Gegenteil, Herr Schlemihl weist ja sogar noch darauf hin, dass die Working-Poor-Problema​tik nicht zu verharmlosen sei!

      Es geht doch um etwas anderes: Mindestlöhne sind ein unbrauchbares Mittel um Working-Poor zu bekämpfen!

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    • Juli 19, 2021

      Sorry, Schreibfehler:

      Es müsste natürlich heissen: Mindestlöhne sind KEIN brauchbares Mittel um die Working-Poor-Problema​tik zu bekämpfen!

      Das belegen ganz einfach die Zahlen und Fakten!

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  • Mai 15, 2014

    Ist ja interessant, Herr v. Wildenstein, also 1.5%. Dann können Sie sicherlich erklären, wie die im Abst.-Heft erwähnten 330000 oder 9% herkommen, wie die Initianten behaupten? Diese Zahlen gibt es überhaupt nicht, sind nicht belegt. Damit die die Grundlage für diesen Unsinn vom Tisch. Ablehnen.

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    • Juli 19, 2021

      Herr von Limaa (=….)

      Sie bringen hier einmal mehr die Zahlen durcheinander!

      Die​ 1,3%, von denen Schlemihl spricht, sind die Tieflohnbezüger, die zugleich Working-Poor sind (wie sie auf 1,5% kommen???).

      Bei den 9% handelt es sich gemäss Gewerkschaften um die gesamten Tieflohnbezüger (andere Quellen sprechen von 7%!)

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    • Juli 19, 2021

      Herr ‘Lohmann…’, Sie bestätigen damit, was ich bereits sagte:

      Ich bezog mich, korrigiert, auf die 1.5%. Danke für den Hinweis, aber:

      ‘..Bei den 9% handelt es sich gemäss Gewerkschaften um die gesamten Tieflohnbezüger (andere Quellen sprechen von 7%!)..’,
      jedoch:

      ​die Arbeitgeber nannten die Zahl von ca. 46000.-.

      Allerdings.
      Wohe​r alle diese Zahlen kommen und wie sie belegt sind, bleibt vor allem bei den Initianten im Dunkeln, vermutlich im Herbeigewünschten. Damit sind die Grundlagen für die Initiative nicht vorhanden.

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    • Juli 19, 2021

      Die Gewerkschaften haben offensichtlich ihre eigenen Zahlen. Und die Arbeitgeber vielleicht auch. Schlemihl bezieht sich hier auch die offiziellen Zahlen des BFS und des seco.

      Und die sagen:

      7% verdienen weniger als 22 Franken pro Stunde. Und die grosse Mehrheit dieser Leute kann davon Leben.

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    • Juli 19, 2021

      Ich habe mehrfach versucht, zu eruieren, wie diese angeblichen 330000 Menschen oder 9% zustande kommen. Das konnte mir bisher niemand erklären, auch nicht Gewerkschaftskreise.

      Die 1.5% zur Kenntnis erscheinen mir wesentlich realistischer.

      Die MI LO INI löst das angebliche Problem nicht. Gleichzeitig bedauere ich natürlich auch, dass wir überhaupt solche Fälle haben.

      Aber ein Gesetzt für – und das wird auch gesagt – ‘Minderheiten’, mit diesen gravierenden Folgen, erscheint mir denn doch mehr als überrissen.

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  • Mai 15, 2014

    Herr Schlemihl

    Ich bin mit Ihrer Argumentation absolut einverstanden!

    Kle​ine Ergänzung:

    Das Problem in der Schweiz sind ja nicht die tiefen Löhnen. Im Gegenteil wir zahlen im internationalen Vergleich Rekordlöhne!

    Das Problem ist das nach wie vor hohe Preisniveau. Und das liegt u.a. an folgenden Punkten:

    – mangelnde Marktöffnung gegen aussen (Abschottung). Dank den Bilateralen etwas besser

    – massenhaft Kartelle und Preisabsprachen (auch das liegt teilweise an der fehlenden Marktöffnung und damit der fehlenden Konkurrenz aus dem Ausland!)

    – viel zu harmloses Kartellgesetz

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  • Mai 16, 2014

    NEIN. Da bin ich gar nicht mit ihnen einverstanden Herr Schlemihl Wrobel.
    Ich hab ganz klar JA gestimmt.
    Ohne dass hier hier seitenweise begründe – zur Erinnerung: es stand schon mal eine Anhebung der Tief-/Tiefstlöhne zur Diskussion. Irgendwann in den Anfang 80-er Jahre haben Gewerkschaften auf der Basis der Wirtschaftsentwicklun​g ein Mindestlohn von wenn ich recht erinnere – 3000 Franken zur Diskussion gestellt.
    Das ging. War kein Problem . Die 3000 haben wir längst überschritten. Auch das mit den Fr 4000.- geht. Es sind 3 Jahre (oder 4 Jahre ?) bis zur Einführung. Das ist verkraftbar.

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