Ein landesweiter Mindestlohn von 4000 Franken kann das Working-Poor-Problem nicht lösen. Im Gegenteil, ein Mindestlohn in dieser Höhe hat fatale Nebenwirkungen: Steigende Arbeitslosigkeit (insbesondere bei den Jugendlichen), Steigende Preise und Existenzbedrohung für gewisse Kleinstunternehmen.
Reallöhne so hoch wie nie zuvor
In den letzten Monaten war in der politischen Diskussion sehr viel von angeblichem LohndumpingEs gibt keine klare Definition von Lohndumping. Drei Sachver... zu hören und zu lesen. Vor der Abstimmung zur Masseneinwanderungsinitiative war es vor allem die SVP, die von angeblichem LohndumpingEs gibt keine klare Definition von Lohndumping. Drei Sachver... als Folge der Personenfreizügigkeit sprach (interessanterweise scheint dieses Problem für die SVP im Vorfeld der Mindestlohninitiative plötzlich nicht mehr zu existieren). Heute sind es vor allem die SP, die Grünen und die Gewerkschaften, die von LohndumpingEs gibt keine klare Definition von Lohndumping. Drei Sachver... sprechen. Die Realität sieht indes anders aus: Noch nie hat man in der Schweiz real so viel verdient wie heute. Die entsprechenen Erläuterungen in meinem Artikel im Vorfeld der Masseneinwanderungsinitiative.
Tieflohn ist nicht gleich ArmutArmut bedeutet Unterversorgung in wichtigen Lebensbereichen ...
Auch wenn wir in den letzten Jahren eine sehr positive Reallohnentwicklung hatten, heisst das nicht, dass die Working-Poor-Problematik in der Schweiz nicht existieren würde. Nach wie vor sind die Lebensunterhaltskosten in der Schweiz sehr hoch und nach wie vor gibt es Vollzeiterwerbstätige, die von ihrem Lohn nicht leben können. Gemäss der Schweizer Arbeitskräfteerhebung (SAKE) lag die Working-Poor-Quote in der Schweiz 2006 bei 4,5%. Diese Problematik gilt es ernst zu nehmen und darf keinesfalls beschönigt werden.
Allerdings sind eben Tieflöhne und Working-Poor nicht gleichzusetzen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des seco aus dem Jahr 2013. Basierend auf den Zahlen von 2010 verdienten 8,2% der Beschäftigten weniger als 22 Franken pro Stunde (Heute sind es rund 7%). Gleichzeitig sind aber gemäss SAKE aus dem Jahr 2006 nur rund ein Achtel der Tieflohnbezüger Working-Poor. Und das obwohl die Tieflohngrenze damals bei 3783 Franken pro Monat festgelegt wurde und damit klar unter den als MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... geforderten 4000 Franken (enspricht 22 Franken pro Stunde) liegt.
Andererseits verdienten 2006 die Hälfte der Working-Poor über 4267 Franken pro Monat und gar 2 Drittel waren keine Tieflohnbezüger. Gemäss SAKE sind nur 1,3% der Arbeitnehmenden Working-Poor mit Tieflohn. Diese Zahlen zeigen, dass die Working-Poor-Problematik mit einem MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... von 4000 Franken nicht gelöst wird.
Vor allem junge Neueinsteiger betroffen
Die Studie des seco zeigt zudem, dass vor allem junge Neueinsteiger weniger als 22 Franken pro Stunde verdienen. Sobald diese Arbeitnehmenden längere Zeit in einem Betrieb arbeiten und Berufserfahrung sammeln können, steigt ihr Lohn in den meisten Fällen über 22 Franken pro Stunde.
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Anteil Arbeitnehmende mit einem Stundenlohn unter 22 Franken nach Dauer der Betriebszugehörigkeit.
Riesige regionale Unterschiede bei den Lebensunterhaltskosten
Die regionalen Unterschiede in der Schweiz betreffend Lebensunterhaltskosten sind riesig. So lag die Durchschnittsmiete 2012 im Kanton Zürich für eine 3-Zimmer-Wohnung bei rund 1450 Franken netto. Im Kanton Jura hingegen nur bei rund 800 Franken (Quelle: BFS). D.h. im Kanton Zürich zahlte man über 80% mehr Miete. Die Unterschiede zwischen den Städten Zürich oder Genf und einer Landgemeinde im Kanton Jura wäre noch grösser.
Auch diese riesigen regionalen Unterschiede zeigen, dass ein einheitlicher landesweiter MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... völlig ungeeignet ist um ArmutArmut bedeutet Unterversorgung in wichtigen Lebensbereichen ... zu bekämpfen.
Vor allem Kleinstunternehmen betroffen
Von einem MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... betroffen wären in erster Linie Kleinstunternehmen. Bei Unternehmen mit weniger als 5 Mitarbeitenden beträgt der Anteil der Stellen mit weniger als 22 Franken MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... 18%. Bei solchen mit 5-9 Mitarbeitenden 13%.
Gerade für viele solcher Kleinstunternehmen hätte eine staatlich verordnete Lohnerhöhung auf 4000 Franken existenbedrohende Folgen.
Motive für Mindeslöhne
Grundsätzlich gibt es zwei Hauptmotive für die Einführung von Mindestlöhnen:
- nr
- Missbrauchsbekämpfung: Ziel ist es, Tiefstlöhne, die aufgrund von MarktversagenEin Marktversagen liegt vor, wenn der Marktmechanismus aus A... (z.B. assysmetrische Information) klar unter dem Marktlohn liegen, zu bekämpfen. Dabei will der Staat verhindern, dass ArbeitgeberBeim Arbeitgeber handelt es sich um eine Person/Unternehmung... Arbeitnehmende, die z.B. schlecht über die marktüblichen Löhne informiert sind, ausbeuten. Die Mindestlöhne liegen hier nicht über dem Marktlohn.
- Bekämpfung von Working-Poor: Ziel ist es, Mindestlöhne einzuführen, die über dem Marktlohn liegen (oder zumindest in gewissen Branchen und für gewisse Qualifikationen), weil der Marktlohn für einen Teil der Arbeitnehmenden nicht zum Leben reicht.
Mindestlöhne in internationalen Vergleich
Zahlreiche OECD-Staaten kennen einen MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... oder es wird über eine Einführung diskutiert, wie in Deutschland und der Schweiz. Allerdings ist in keinem anderen OECD-Staat der MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... (auch kaufkraftbereinigt) auch nur annähernd so hoch, wie er in der Schweiz geplant ist. Das gilt selbst für die reiche Hochpreisinsel Luxembourg.
Auswirkungen auf die ArbeitslosigkeitAls arbeitslos bezeichnet man eine berufs- und arbeitsfähig...
Für Ökonomen ist klar: Mindeslöhne, die über dem Marktlohn liegen (zumindest für gewisse Branchen oder Qualifikationen), führen zu mehr ArbeitslosigkeitAls arbeitslos bezeichnet man eine berufs- und arbeitsfähig... [Motiv 2]. Zwar gibt es zahlreiche empirische Studien über die Auswirkungen von Mindestlöhnen auf die ArbeitslosigkeitAls arbeitslos bezeichnet man eine berufs- und arbeitsfähig..., die teilweise auch positive oder keine Effekte ausmachen. Allerdings handelt es sich dabei immer um Studien zu äusserst tiefen Mindestlöhnen, also um Mindestlöhne die unter den Marktlöhnen liegen [Motiv 1].
Entscheidend ist eben die Höhe des Mindestlohns: Je höher ein MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... ist, gemessen an den Marktlöhnen einer VolkswirtschaftAls Volkswirtschaft bezeichnet man einen [[Wirtschaftsraum]]..., desto negativer sind die Folgen für die ArbeitslosigkeitAls arbeitslos bezeichnet man eine berufs- und arbeitsfähig.... Dient ein MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... einzig und allein dazu krasse Missbräuche zu bekämpfen und liegt er unter allen Marktlöhnen einer VolkswirtschaftAls Volkswirtschaft bezeichnet man einen [[Wirtschaftsraum]]..., so hat er auch keine negativen Auswirkungen auf die ArbeitslosigkeitAls arbeitslos bezeichnet man eine berufs- und arbeitsfähig... und je nach dem sogar leicht positive Auswirkungen auf die Gesamtvolkswirtschaft, da er mithilft MarktversagenEin Marktversagen liegt vor, wenn der Marktmechanismus aus A... zu unterbinden.
Bei einem MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... von 4000 Franken handelt es sich hingegen klar um einen MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... gemäss Motiv 2. Ein MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... in dieser Höhe wird also vor allem in gewissen Branchen und gewissen Regionen zu klar mehr ArbeitslosigkeitAls arbeitslos bezeichnet man eine berufs- und arbeitsfähig... führen. Und insbesondere junge Arbeitskräft mit wenig Erfahrung wären vermehrt von ArbeitslosigkeitAls arbeitslos bezeichnet man eine berufs- und arbeitsfähig... betroffen.
Folgen auf die Preise
Ein MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... von 4000 Franken führt aber auch in gewissen Branchen zu einer Preissteigerung und damit zu einer allgemeinen Anhebung des Preisniveaus in der Schweiz. Dies hätte wiederum negative Auswirkungen auf die KaufkraftDie Kaufkraft gibt an, wie viel mit einer bestimmten Menge G... der Konsumenten. Insbesondere auch die Mehrheit der Working-Poor, die ja nicht vom MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... profitieren würde, würde darunter leiden.
In Deutschland wurden 2013 Mindestlöhne für Friseure eingeführt (6.50 Euro pro Stunde in den ostdeutschen Bundesländern, 7.50 im Westen). Die Folge war eine Preiserhöhung von 20-30%.
Kleine Gruppe von Gewinnern
Selbstverständlich würden die rund 7% der Arbeitnehmenden, die heute unter 4000 Franken verdienen, von einem MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... profitieren (Ein Teil von ihnen würde aber wahrscheinlich die Stelle verlieren). Und natürlich würde bei dieser Gruppe auch die KaufkraftDie Kaufkraft gibt an, wie viel mit einer bestimmten Menge G... zunehmen, wovon auch die gesamte VolkswirtschaftAls Volkswirtschaft bezeichnet man einen [[Wirtschaftsraum]]... profitieren würde. Nur: Bei allen anderen würde aufgrund der Preissteigerung eben die KaufkraftDie Kaufkraft gibt an, wie viel mit einer bestimmten Menge G... sinken.
Fazit
Ein landesweiter MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... von 4000 Franken kann das Working-Poor-Problem nicht lösen. Im Gegenteil, ein MindestlohnUnter Mindestlohn versteht man den [[Lohn]], welcher von ein... in dieser Höhe hat fatale Nebenwirkungen: Steigende ArbeitslosigkeitAls arbeitslos bezeichnet man eine berufs- und arbeitsfähig... (insbesondere bei den Jugendlichen), Steigende Preise und Existenzbedrohung für gewisse Kleinstunternehmen.
Es gibt volkswirtschaftlich sinnvollere Ansätze zur Bekämfpung der Working-Poor-Problematik. Zu erwähnen wären hier die negative EinkommenssteuerZu den wichtigsten Steuern, die eine Privatperson in der Sch..., der Earned Income Tax Credit oder andere Tax Credit Modelle.
Quellen:
Staatssekretariat für Wirtschaft SECO: Tieflöhne in der Schweiz und Alternativen zur Mindestlohn-Initiative im Bereich der Voraussetzungen für die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen und für den Erlass von Normalarbeitsverträgen, Bern, 2013.
Bundesamt für Statistik BFS: Tieflöhne und Working PoorDer Begriff Working Poor bezeichnet Personen, die trotz Voll... in der Schweiz. Ausmass und Risikogruppen auf der Basis der Lohnstrukturerhebung 2006 und der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung 2006, Neuchâtel, 2008.
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Kommentare anzeigen Hide commentsEin sehr informativer Artikel mit viele guten Argumenten.
Ich denke die Mehrheit der Bevölkerung hat eingesehen, dass eine Mindestlohn von 4000 Franken negative Folgen für unsere Volkswirtschaft hat und wird diese Vorlage deshalb ablehnen.
Ich denke auch, dass diese Initiative klar abgelehnt wird!
Die Widersprüchlichkeit der SVP haben Sie zudem sehr schön aufgezeigt, Herr Schlemihl!
Es zeigt sich klar, dass das Gejammer der SVP über angebliches Lohndumping im Vorfeld der Abschottungsinitiative reine Angstmacherei war! Heute gibt es gemäss SVP plötzlich kein Lohndumping mehr…
Sie sprechen hier zurecht die widersprüchliche “Argumentation” der SVP an!
In der Tat war das Gejammer vom angeblichen Lohndumping reine Angstmacherei im Vorfeld der Abschottungsinitiative!
Die SVP hat sich noch nie für die Interessen der Arbeitnehmenden eingesetzt…
JA zum Mindestlohn!
Dann nehmen Sie die steigende Arbeitslosigkeit und die steigenden Preise in Kauf?
Jetzt profitieren am meisten die Arbeitgeber zu Lasten der Allgemeinheit, weil viele Menschen heutzutage mit einem zu tiefen Lohn gar nicht mehr durchkommen und durch die Sozialhilfe und EL mitfinanziert werden müssen.
Die Lebenskosten sind für solche Menschen genau so hoch wie für gute Verdiener und auch die Krankenkassenprämien sind nicht tiefer.
Mit einem Lohn von 4.000.– Sfr. brutto kann man heutzutage in der Schweiz wirklich keine grossen Sprünge mehr machen und Menschen, die Drecksarbeiten machen müssen – sind erst recht gut zu entlöhnen. Und die wird es immer geben, auch in der modernen Zeit der Technik!
JA zum Mindestloh, für ALLE, Frauen, Männer und Ausländer, die einer vollen Beschäftigung nachgehen.
Die Preise steigen auch so immer, das hat mit den Löhnen nichts zu tun.
Herr Sutter
Herr Schlemihl hat hier ja sehr schön aufgezeigt, dass Tieflöhne und Working-Poor nicht gleichgesetz werden können.
Das Problem ist doch, dass viele dieser Leute bei Einführung eines Mindestlohns von 4000 Franken gar keinen Job mehr haben!
Falsch, die Preise stagnieren eben seit einigen Jahren:
http://schlemihlsblog.wordpress​.com/2014/02/05/schweizer-loehne/
Falsch Dieter E.U. Lohmann !
Ganz klar haben wir Preissteigerung / Teuerung !!!
Diese wird aber offensichtlich nicht zur Kenntnis genommen.
Am Beispiel einer Schokotafel:
100 Gr Schokotafel kostet Fr 1.85
die 100 Gr Schokotafel wird ersetzt durch die gleiche mit 90 Gr zum Preis Fr 1.85.- RECHNE !!!
Am Beispiel von Waschpulver:
5 kg Waschpulver kostet Fr 5.-
die 5-kg-Packung wird abgeschafft und ersetzt durch ein gleiches Waschpulver 10 kg Packung . Diese kostet Fr. 12.- RECHNE !!!!!
Dadurch entsteht ganz klar Teuerung die bis jetzt nicht erfasst wird.
Bis jetzt sprach man im Internetslang von der sogenannten Sockenpuppe.
Es scheint auch Situationen zu geben, wo man vom “Claqueur” sprechen kann.
Ein gutes Theaterstück bedarf des Claquers nicht. Bei einem schlechten Stück erzeugt er beim Publikum nur ein kurzfristiges Mitklatschgefühl.
Herr Kernen
Und was haben Sie zum eigentlichen Thema zu sagen?
Kurz meine Meinung zu der negativen Einkommenssteuer:
Wenn die Arbeitgeber in der Bekämpfung des Problems der Working Poor auf Modelle wie einer negativen Einkommenssteuer oder z.B. auf eine Aufbesserung des Lohnes durch Sozialhilfeleistungen beharren, müssen sie auch wissen, dass dies dann den Staat Geld kostet, d.h. dass der Staat wiederum mehr Steuergelder braucht. Ein Jammern über zu hohe Steuern oder zu hohe Sozialkosten wäre dann in meinen Augen ein Ausdruck sozialer Verantwortungslosigkeit.
Herr Kernen
Zu Ihren persönlichen Unterstellungen äussere ich mich nicht. Ich bin da bereits mehrfach von SVP-Anhängern bei Vimentis angeschwärtz worden und Vimentis hat mehrfach abgeklärt, wer angeblich mit wem identisch sein…. und es eben nicht ist!
Nehmen Sie mit Vimentis Kontakt auf, wenn Sie es nicht glauben, aber lassen Sie diese Unterstellungen!
Zur negativen Einkommenssteuer: Wie kommen Sie denn auf die Idee, dass Arbeitgeber auf einer solchen beharren???
Und natürlich kostet das Geld. Aber es kostet auch Geld, Sozialhilfe für Working-Poor zu zahlen. Und diese Sozialhilfe würde dann wegfallen!!!
Ich korrigiere meine Aussage insoweit (zugegebenermassen unglücklich formuliert):
Wenn die Schweiz sich dazu entscheidet, das Problem der Working Poor mittels negativer Einkommenssteuer, ähnlichen Modellen oder einfach durch Aufstockung durch Sozialhilfegelder zu lösen, muss man dann auch akzeptieren, dass dafür Steuergelder verwendet werden müssen. Ein Jammern über dadurch entstandene höhere Steuerabgaben oder Sozialausgaben wäre dann für mich ein Hohn.
Herr Kernen
Ihre Argumentation funktioniert nicht. Die Working Poor beziehen ja heute schon Sozialhilfe. Mit einer negativen Einkommenssteuer oder einem ähnlichen Modell würden diese Sozialhilfegelder wegfallen. Dafür natürlich neue Steuern anfallen.
Aber volkswirtschaftlich ist das allemal weniger schädlich als Mindestlöhne!
Herr Lohmann, es tut mir ja leid, dass ich mich so ungenau ausdrücke (ich bin leider keineswegs ein Kleist, Chamisso, Frisch oder so ähnlich):
Heute wird der zu tiefe Lohn von Working Poor durch Sozialhilfegelder (Steuergelder) aufgestokt.
Bei einer zukünftigen negativen Einkommenssteuer oder ähnlichen Modellen werden ja auch Steuergelder verwendet.
In beiden Fällen finde ich es einen Hohn, wenn dann über die dazu nötigen Steuerausgaben gejammert wird.
Herr Kernen
Ok, jetzt habe ichs verstanden. Ja, da bin ich absolut einverstanden mit Ihnen!
Wer 100% arbeitet und es trotzdem nicht zum Leben reicht, der hat ohne Wenn und Aber Anrecht auf Sozialhilfe resp. einer allfälligen negativen Einkommenssteuer!
Gejammer ist dann nicht abgebracht!
Ein anderes Thema, das in diesem Zusammenhang eben auch wichtig wäre: Die Hochpreisinsel Schweiz! Wieso zahlen wir für viele Produkte so viel mehr als im benachbarten Ausland. Ein beachtlicher Teil diese Differenz ist nach wie vor auf Preisabsprachen, Kartelle und mangelnde Konkurrenzprodukte aus dem Ausland zurückzuführen!
Da gäbe es auch noch viel Handlungsbedarf!
Die Zerschlagung von Kartellen und ähnlichen preistreibendenden oder preishochhaltenden Konstrukten scheint längst zur Sisyphos-Arbeit gworden zu sein. Im Parlament wurden schon etliche Versuhe gestartet, die mit “schön haben wir wieder einmal darüber geredet” endeten.
@Schlemihl
Auch mit der negativen Einkommenssteuer oder dem Earned Income Tax Credit subventioniert der Staat jene Arbeitgeber, welche Tiefstlöhne zahlen, obwohl sie mehr zahlen könnten. Wer diese Ausbeuter stoppen will, kommt um Mindestlöhne nicht herum.
Herr Schneider
Die Unternehmer, die Löhne unter 4000 Franken zahlen, pauschal als “Ausbeuter” zu verunglimpfen, ist billiger Populismus!
Wie Schlemihl sehr schön aufgezeigt hat, handelt es sich dabei grossmehrheitlich um Kleinstunternehmen. Die meisten sind einfach nicht in der Lage mehr Lohn zu zahlen! Wissen Sie, mein guter Herr Schneider, das Geld wächst auch für Unternehmer nicht auf den Bäumen!
Und mit Tax-Credit-Modellen subventioniert der Staat nicht die Arbeitgeber, sondern die Arbeitnehmer. Das ist ein Unterschied!
Ich beziehe mich ausdrücklich auf jene Arbeitgeber, welche die Mindestlöhne zahlen könnten. Das sind im Detailhandel und im Gartenbau zum Beispiel nicht wenige.
Ob das Staatsgeld zum Arbeitgeber wandert oder zu den TieflohnbezügerInnen macht letztlich keinen Unterschied. Die Arbeitnehmenden müssten doch von ihrem Lohn leben können, unabhängig von der Haushaltsstruktur.
Herr Schneider
Die grosse Mehrheit der Tieflohnbezüger arbeitet eben bei Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Arbeitnehmenden!!! Also z.B. im Friseurgewerbe, in Restaurants oder kleinen Hotels!
Und vor allem diese Kleinstunternehmen wären vom Mindestlohn betroffen!
“Die Arbeitnehmenden müssten doch von ihrem Lohn leben können, unabhängig von der Haushaltsstruktur.”
Sorry, aber das ist eine äusserst naive Vorstellung. Dann müssten Sie einen Mindestlohn von über 6000 Franken einführen!
Nochmals, 2 Drittel aller Working-Poor verdient über 4000 Franken!!!
Wenn eine Familie 8 Kinder hat, dann benötigt sie viel mehr als 4000 Franken zum leben.
“Wenn eine Familie 8 Kinder hat, dann benötigt sie viel mehr als 4000 Franken zum leben.”
Nochmals, Herr Lohmann: Der Mindestlohn von 4000 CHF brutto wird für eine erwachsene Person mit einem Kind benötigt. Weil in der Schweiz auf einen Erwerbstätigen ein Nichterwerbstätiger erhalten werden muss, wollte man den Mindestlohn nicht für einen Erwachsenen ohne Kinder berechnen.
Die Frage, wie eine Familie mit acht Kindern mit den Kinderzulagen existieren kann, wird mit dem Mindestlohn nicht zur Diskussion gestellt.
“Gemäss SAKE sind nur 1,3% der Arbeitnehmenden Working-Poor mit Tieflohn.”
Da wird das Problem der Unterbezahlung und der Armut mit vielen statistischen (?) Zahlen (offenbar aus dem Jahr 2006!) kunstvoll schöngeredet. Die verbleibenden 1,3 % (?) Unterbezahlten könnte man mit dieser Methode bestimmt auch noch zum Verschwinden bringen und dann die Tieflöhne sogar noch senken …
Herr WvW
Niemand verharmlost hier etwas. Im Gegenteil, Herr Schlemihl weist ja sogar noch darauf hin, dass die Working-Poor-Problematik nicht zu verharmlosen sei!
Es geht doch um etwas anderes: Mindestlöhne sind ein unbrauchbares Mittel um Working-Poor zu bekämpfen!
Sorry, Schreibfehler:
Es müsste natürlich heissen: Mindestlöhne sind KEIN brauchbares Mittel um die Working-Poor-Problematik zu bekämpfen!
Das belegen ganz einfach die Zahlen und Fakten!
Ist ja interessant, Herr v. Wildenstein, also 1.5%. Dann können Sie sicherlich erklären, wie die im Abst.-Heft erwähnten 330000 oder 9% herkommen, wie die Initianten behaupten? Diese Zahlen gibt es überhaupt nicht, sind nicht belegt. Damit die die Grundlage für diesen Unsinn vom Tisch. Ablehnen.
Herr von Limaa (=….)
Sie bringen hier einmal mehr die Zahlen durcheinander!
Die 1,3%, von denen Schlemihl spricht, sind die Tieflohnbezüger, die zugleich Working-Poor sind (wie sie auf 1,5% kommen???).
Bei den 9% handelt es sich gemäss Gewerkschaften um die gesamten Tieflohnbezüger (andere Quellen sprechen von 7%!)
Herr ‘Lohmann…’, Sie bestätigen damit, was ich bereits sagte:
Ich bezog mich, korrigiert, auf die 1.5%. Danke für den Hinweis, aber:
‘..Bei den 9% handelt es sich gemäss Gewerkschaften um die gesamten Tieflohnbezüger (andere Quellen sprechen von 7%!)..’,
jedoch:
die Arbeitgeber nannten die Zahl von ca. 46000.-.
Allerdings.
Woher alle diese Zahlen kommen und wie sie belegt sind, bleibt vor allem bei den Initianten im Dunkeln, vermutlich im Herbeigewünschten. Damit sind die Grundlagen für die Initiative nicht vorhanden.
Die Gewerkschaften haben offensichtlich ihre eigenen Zahlen. Und die Arbeitgeber vielleicht auch. Schlemihl bezieht sich hier auch die offiziellen Zahlen des BFS und des seco.
Und die sagen:
7% verdienen weniger als 22 Franken pro Stunde. Und die grosse Mehrheit dieser Leute kann davon Leben.
Ich habe mehrfach versucht, zu eruieren, wie diese angeblichen 330000 Menschen oder 9% zustande kommen. Das konnte mir bisher niemand erklären, auch nicht Gewerkschaftskreise.
Die 1.5% zur Kenntnis erscheinen mir wesentlich realistischer.
Die MI LO INI löst das angebliche Problem nicht. Gleichzeitig bedauere ich natürlich auch, dass wir überhaupt solche Fälle haben.
Aber ein Gesetzt für – und das wird auch gesagt – ‘Minderheiten’, mit diesen gravierenden Folgen, erscheint mir denn doch mehr als überrissen.
Herr Schlemihl
Ich bin mit Ihrer Argumentation absolut einverstanden!
Kleine Ergänzung:
Das Problem in der Schweiz sind ja nicht die tiefen Löhnen. Im Gegenteil wir zahlen im internationalen Vergleich Rekordlöhne!
Das Problem ist das nach wie vor hohe Preisniveau. Und das liegt u.a. an folgenden Punkten:
– mangelnde Marktöffnung gegen aussen (Abschottung). Dank den Bilateralen etwas besser
– massenhaft Kartelle und Preisabsprachen (auch das liegt teilweise an der fehlenden Marktöffnung und damit der fehlenden Konkurrenz aus dem Ausland!)
– viel zu harmloses Kartellgesetz
NEIN. Da bin ich gar nicht mit ihnen einverstanden Herr Schlemihl Wrobel.
Ich hab ganz klar JA gestimmt.
Ohne dass hier hier seitenweise begründe – zur Erinnerung: es stand schon mal eine Anhebung der Tief-/Tiefstlöhne zur Diskussion. Irgendwann in den Anfang 80-er Jahre haben Gewerkschaften auf der Basis der Wirtschaftsentwicklung ein Mindestlohn von wenn ich recht erinnere – 3000 Franken zur Diskussion gestellt.
Das ging. War kein Problem . Die 3000 haben wir längst überschritten. Auch das mit den Fr 4000.- geht. Es sind 3 Jahre (oder 4 Jahre ?) bis zur Einführung. Das ist verkraftbar.