Hier nochmals die Vorstellung einer Schweizerin, die es nicht verdient, vergessen zu werden: Regula Engel-Egli (1761–1853) war Mutter, Söldnerin und Schriftstellerin. Sie kämpfte neben ihrem Ehemann auf den Schlachtfeldern Napoleons, gebar 21 Kinder und überlebte sie fast alle.
Regula war die Tochter eines Zürchers, der während 25 Jahren als Offizier in der preussischen Königsgarde diente. Als Regula drei Jahre alt war, trennten sich die Eltern. Sie überlebte neun Jahre im berüchtigten Waisenhaus des Dominikanerinnenklosters Oetenbach in Zürich. Es folgten Misshandlungen bei der Stiefmutter und die Flucht Regulas zur Mutter nach Chur.
Während ihrer Flucht nach Chur trifft Regula auf einen Kapuziner und einen Reiter. Lithografie von Johannes Ruegg aus dem Band «Die schweizerische Amazone» (ZB Zürich)
In Chur heiratete Regula Egli später Florian Engel, einen Offizier im Schweizerregiment von Diesbach im Dienste Frankreichs. Nach der Revolution diente Engel der Republik; es waren bereits sieben Kinder zu ernähren. Auch seine Frau trug meistens die Uniform. Sie folgte ihrem Mann in den verlustreichen Ägyptenfeldzug Napoleons. In Aegypten brachte sie Zwillinge zur Welt. Napoleon war Taufpate. Beim Feldzug von 1809 wurde Regula Engel-Egli von den Österreichern gefangengenommen und in Serbien festgehalten. In Russland war sie nicht dabei, aber an der Schlacht von Leipzig. Dann folgten sie und ihr Ehemann Napoleon auf die Insel Elba. Nach ihrer Rückkehr nach Frankreich kämpften beide in der Schlacht bei Waterloo: Dabei wurden ihr Mann und zwei ihrer Söhne, einer davon erst zehn Jahre alt, getötet. Regula wurde schwer verletzt. Von den 21 Kindern, darunter sechs Mädchen, starben neun früh. Sieben der Söhne wurden Offiziere: Zwei fielen in Marengo, zwei in Waterloo, einer bei Toulouse und einer in Spanien. Zwei Söhne, die nicht Offiziere geworden waren, gingen mit Napoleon nach St. Helena.
Nach dem Fall Napoleons blieb der Sold für Regula Engel-Egli aus. Sie suchte deshalb in New Orleans einen ihrer Söhne – vergeblich. Mittellos landete sie schliesslich wieder in ihrer Heimatstadt. Mit 60 schrieb sie dort ihre Memoiren, die «Lebensbeschreibung der Wittwe des Obrist Florian Engel von Langwies». Das Werk hatte Erfolg, und so verfasste sie einen zweiten Teil. 1844 wurde Regula Engel-Egli mit 83 Jahren im Spital zum Sterben aufgenommen. Sie wurde dort aber 92 Jahre alt. In Zürich erinnert die Engelstrasse an sie.
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