1. Sicherheit & Kriminalität

Ein Held – und was wir von ihm lernen könnten

Cyril Ri­chard “Rick” Res­corla war der Di­rek­tor für Si­cher­heit bei Mor­gan Stan­ley Cha­se. Er wurde am 27. Mai 1939 in Corn­wall ge­bo­ren und starb am 11. Sep­tem­ber 2001, als der Turm des World Trade Cen­ters (WTC) kol­la­bier­te, aus dem er zuvor 2’687 Mit­ar­bei­ter sei­nes Ar­beit­ge­bers her­aus­ge­holt hat­te.  Er war noch­mals ins Gebäude zurückgekehrt, um si­cher­zu­stel­len, dass er alle Leute draus­sen hat­te. Mor­gan Stan­ley be­legte die Stöcke 59-74 im WTC. Die Firma ver­lor 10 Mit­ar­bei­ter, wovon einer Rick Res­corla war und ein an­de­rer als Pas­sa­gier des Fluges 11 der Ame­ri­can Air­li­nes in das WTC krach­te. Im Nach­hin­ein sind immer alle schlauer und wir wis­sen, dass Rick Res­corla der wich­tigste Grund für die Ret­tung des grössten Teils der Be­leg­schaft von Mor­gan Stan­ley war. Doch vor dem Unglück war er mit sei­nen Si­cher­heits­mass­na​h­men nicht überall be­liebt. Er drillte die Mit­ar­bei­ter, in­klu­sive der Führungsequipe, alle drei Mo­na­te. Die Leute muss­ten paar­weise aus ihren Büros raus,  die Trep­pen hin­un­ter bis in den 44 Stock. Rick kon­trol­lierte die Zeit­dauer mit der Stopp­uhr, kri­ti­sierte und hielt Vorträge über Mass­nah­men bei Feu­er­aus­bruch. Man kann sich etwa vor­stel­len, was es kos­tet, Börsenhändler in ihrer Ar­beit zu un­ter­bre­chen. Es gab genügend Ma­na­ger, die Rick Res­corla und seine Pa­ra­noia zum Teu­fel wünschten. Wer war die­ser Mann und wie kam er zu sei­ner Weit­sicht in Sa­chen Si­cher­heit? Er war, wie ge­sagt in Eng­land ge­bo­ren und er­lebte die Vor­be­rei­tun­gen zum D-Day. Als er alt genug war, liess er sich in der bri­ti­schen Armee zum Fallschirmjäger (Pa­ra) aus­bil­den und wurde in Cy­pern ein­ge­setzt. Dar­auf­hin ar­bei­tete er als Po­li­zei­in­spek­tor​ in Rho­de­sien und zu­letzt in Lon­don. Er wollte aber wie­der Sol­dat wer­den und zwar in den USA. Er wurde Of­fi­zier im 2. Ba­tail­lon des 7. Ka­val­le­rie Re­gi­ments (Air­bor­ne) und war mit die­sem Ver­band als Zugführer in der berühmten Schlacht im La Drang Tal in Vi­et­nam im Ein­satz (“We Were Sol­diers Once – and Young”). Er er­hielt ver­schie­dene Aus­zeich­nun­gen u.a. den Sil­ver Star und das Pur­ple He­art. Nach Stu­dien, die ihm Ba­che­lor Abschlüsse brach­ten und Stel­len als Si­cher­heits­be­ra­t​er, wurde er 1997 Si­cher­heits­di­rek­​tor bei Mor­gan Stan­ley. Er wuss­te, wie man Scha­den an­rich­ten kann. Nach dem Ter­ror­an­schlag von Locker­bie 1988 schrieb er ein Memo über den möglichen Fall eines Bom­ben­an­schlags auf das WTC. Nach­dem genau die­ser Fall 1993 ein­ge­tre­ten war, hörte man ihm zu. Er riet Mor­gan Stan­ley, die Büros im WTC zu ver­las­sen, weil nicht aus­zu­sch­lies­sen war, dass diese mit einem Flug­zeug an­ge­grif­fen wer­den könnten. Die Bank blieb zwar im WTC, liess Res­corla aber im­mer­hin freie Hand bei den Mass­nah­men. Nicht jeder Spin­ner ist ein Rick Res­cor­la. Aber der Fall zeigt, dass es sich lohnt, auch un­wahr­schein­li­che​ Sze­na­rien vor­zu­be­rei­ten. Was tun wir mit un­se­rer Armee?

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Comments to: Ein Held – und was wir von ihm lernen könnten
  • September 13, 2012

    Was kann man daraus lernen?
    Dass persönliches Heldentum nicht organisiert, sondern bestenfalls erhofft werden kann?
    Dass die US Army, die technisch und personell best ausgerüstetste der Welt, diesen Terroranschlag weder vorhersehen noch verhindern konnte?
    Die Aufgaben, die eine Armee eines Kleinstaates inmitten eines Europas mit Währungs- und Zollunion heute erfüllen könnte, lassen sich weder mit Kampfjets noch mit mechanisierten Bodentruppen wahrnehmen.

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  • Oktober 3, 2012

    Ja ja, Herr Siegenthaler, und was tun SIE mit unseren AKWs, haben Sie da sich auch schon mal das sogar wahrscheinlich mögliche Szenarium vorgestellt, wenn da was Gravierendes passiert? Da hilft dann die Armee wenig, höchstens bei der Evakuierung der Schweiz……

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